Full text: Archiv für öffentliches Recht.Zehnter Band. (10)

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der Grossen Berliner Pferdeeisenbahn-Aktien-Gesellschaft seit 
Jahren 12'/a°/ Gewinn ab. Handelt es sich nun um eine Bahn- 
erweiterung, durch deren Betrieb höchstens 5% zu erwarten 
stehen, so würde, wenn das Geld durch Vermehrung des Grund- 
vermögens zu beschaffen wäre, allmählich der Jahresgewinn zurück- 
gehen, während derselbe solange gleich bleibt oder steigt, als ein 
aufzunehmendes Darlehn höchstens zu 5° zu verzinsen ist. Hier- 
aus ist zu erklären, warum die gedachte Gesellschaft bei 
17 100 000 M. Grundvermögen eine zu 4°/o verzinsliche Anleihe 
von 20 000 000 M, aufgenommen hat und erst neuerdings an 
eine Erhöhuug des Grundvermögens wieder denkt, wo es sich um 
Beschaffung des Geldbedarfs zum Gleisbau „Unter den Linden“ 
handelt, von dem man sich reiche Ausbeute verspricht. Zahlen 
beweisen dies. 1893 standen 2 937 500 M. als Uapitalsvergüti- 
gung zur Verfügung, von denen 800 000 M. zur Verzinsung der 
Anleihe von 20 000 000 M. genügten und 2 137 500 M. zur Ver- 
theilung auf 17100000 M. Grundvermögen verblieben, was 
12!1/2°/o ausgemacht hat. Würden die vertheilbaren 2 937 500 M. 
auf die vollen im Unternehmen arbeitenden 37 100 000 M. gleich- 
mässig entfallen sein, so wäre der Gewinn von 12'/2°/o auf 8% 
gesunken. So lange man also auf die Ausführung minder lohnen- 
der Bahnen durch bewährte Unternehmer nicht verzichten will, 
wird man ihnen die Möglichkeit offen lassen müssen, solches ohne 
Schmälerung des bisherigen Gewinnes thun zu können. 
Nach alledem erscheint die Aufgabe, durch grössere Siche- 
rung und schnellere wirksamere Beitreibung der Bahnschuld- 
forderungen einen reicheren Geldzufluss für Bahnunternehmungen 
zu eröffnen, durch die Zeitverhältnisse dringend geboten, was den- 
jenigen nicht zweifelhaft sein kann, welche die hohe Bedeutung 
der Bahnen für den Volkswohlstand erfasst und gleichzeitig das 
Bedürfniss erkannt haben, welches noch immer seiner Befriedi- 
gung harret, aber ohne schwere Schädigung der heimischen Land- 
wirthschaft und Gewerbethätigkeit nicht länger unbefriedigt bleiben 
darf. Der heutige Stand der Wirthschaftsverhältnisse in Deutsch- 
land ist wohl geeignet, die Aufmerksamkeit der Staatspolitiker zu 
wecken. Der jetzigen Arbeitslosigkeit würde durch umfangreiche 
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