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Die Schlussfolgerungen bezüglich der österreichischen Thaler
gründen in der erwähnten Schrift weniger auf Rechtssätze, als auf
eine volkswirtschaftliche Theorie. Die juristische Beweisführung
LANDESBERGERS hatte mich aus Gründen, welche aus dem Fol-
genden erhellen werden, nicht zu überzeugen vermocht, und eine
andere juristische Grundlage für die Entscheidung der Frage ver-
mochte ich nicht zu finden. So stellte ich das ganze Gebäude
meiner Beweisführung auf die Theorie, dass bei freier Prägung
eines Metalles der Münzumlauf nicht mehr Geld an sich zieht, als
er benötigt. „Sobald das Bedürfnis nach Umlaufsmitteln den
Wert des Geldes um mehr als die Prägegebühr über den Metall-
wert erhöht, wird es vorteilhaft, Barren zur Münze zu tragen. So-
bald Zahlungsmittel im Uebermass vorhanden sind, wird sich der
Wert der Hauptmünzen immer mehr ihrem blossen Metallwert
nähern. Es wird dann nicht nur niemand Barren ausprägen lassen,
da er ja dieselben vorteilhafter auf dem Markt verkaufen kann,
sondern es wird für Goldschmiede und für Exportzwecke gelegent-
lich vorteilhaft sein, Münzen als Material zu benutzen. Die Zir-
kulation zieht also bei freier Prägung genau soviel Umlaufsmittel
an sich, wie sie braucht, und nimmt andererseits höchstens vorüber-
gehend solche über ihren Bedarf hinaus auf.“
Daraus folgerte ich, dass die Einwanderung der österreichi-
schen Thaler, welche noch zur Zeit ihrer Vollwertigkeit vor sich
ging, den deutschen Münzumlauf in ganz normaler Weise ver-
sorgte. „Die Sache stellt sich einfach so dar, dass die Münz-
stätten in Wien und Kremnitz einen Teil der deutschen Zirku-
lation versorgten. Hätten sie es nicht getban, dann wäre voraus-
sichtlich an deutschen Münzstätten mehr geprägt worden; es
wären dann beim Währungswechsel zwar weniger österreichische,
dafür aber mehr deutsche Thaler, im Grunde wohl eine nicht viel
geringere Gesamtzahl von Thalern im deutschen Umlauf gewesen.
Die bei uns heimisch gewordenen österreichischen Thaler erfüllten
also vollständig die Funktion deutschen Geldes, trotz des