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nicht schwer fallen konnte, darzuthun, dass die praktischen
Folgen der Einführung der Trennung von Tisch und Bett sehr
schädlich sein würden sowohl in wirtschaftlicher wie in sitt-
licher Hinsicht; man brauchte zu diesem Zwecke nur die reichen
Erfahrungen zu verwerten, welche man in Frankreich in den
Jahren gemacht hatte, in welchen die Scheidung überhaupt durch
die Trennung von Tisch und Bett ersetzt war. Dieselben be-
weisen ja allerdings nur die Verwerflichkeit der Trennung von
Tisch und Bett als selbständiger Massregel, mittelbar sprechen
sie aber auch gegen die Regelung, welche letztere in dem Ent-
wurf erfahren hatte. In Frankreich ist die Trennung von Tisch
und Bett durch den Code civil in Art. 306—311 geregelt, in-
haltlich dieser Vorschriften kann in den Fällen, in welchen die
Ehescheidung wegen einer bestimmten Ursache stattfindet, von
den Ehegatten auch um persönliche Trennung (separation de corps)
nachgesucht werden; Art. 310 bestimmte: „Hat die persönliche
Trennung, welche aus einer anderen Ursache als wegen eines
von der Frau begangenen Ehebruchs erkannt wurde, drei Jahre
gedauert, so kann der Ehegatte, welcher anfänglich der Be-
klagte war, um die Ehescheidung vor Gericht nachsuchen und
dieses soll dieselbe gestatten, wenn der anfängliche Kläger, der
entweder gegenwärtig oder doch gehörig vorgeladen ist, nicht
unverzüglich einwilligt, dass die persönliche Trennung aufhöre“.
Die persönliche Trennung sollte nach Art. 311 in allen Fällen
eine Absonderung des Vermögens nach sich ziehen. Diese ob-
ligatorische Umwandlung der Separation in die Scheidung wurde
durch das letztere beseitigende Gesetz von 1816 gleichfalls ab-
geschafft. Das Gesetz vom 27. Juli 1884, nach langen und
schweren Kämpfen zu stande gekommen, teilweise sogar im
Widerspruche mit einem Teile der republikanischen Mitglieder
des Senats, stellte die Scheidung wieder her, sah aber von der
Wiedereinführung der Bestimmung über obligatorische Um-
wandlung der Trennung in die Scheidung ab und erklärte sich