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ders wünschenswert, eine Vertretung zu schaffen, vermittelst
welcher Mitglieder der grossen repräsentierenden, legislatorischen
Körperschaften der Welt, soweit dieselben sich für diese weit
reichende Frage interessierten, sich nähern und die Basis für
ein gemeinsames Vorgehen erörtern konnten. Zu diesem Ende
ist kürzlich „The Permanent Parliamentary Committee in favour
of Arbitration and Peace“ gegründet worden, welche auch kurz
„Ihe Inter-Parliamentary Union“ genannt zu werden pflegt.
Diese Vereinigung hat eine dauernde Organisation, mit einem
Bureau in Bern, erhalten. Ihre Mitglieder sind keine prahle-
rischen Idealisten; es sind weltkundige Männer; sie behaupten
nicht, eine neue Menschheit schaffen zu können, noch ver-
sprechen sie das tausendjährige Reich des Friedens; sie arbeiten
vielmehr in ebrenhafter und fruchttragender Weise an dem wei-
teren Ausbau und der Weiterführung des Weges für einen in-
telligenten Fortschritt. Ihre erste formelle Versammlung fand 1889
in Paris unter dem Vorsitz des jüngst verstorbenen JuLzs Sımon
statt; die zweite Versammlung tagte 1890 in London unter dem
früheren Lordkanzler; die dritte Versammlung — 1891 in Rom
— leitete Bıancuerı; Droz präsidierte auf der vierten Versamm-
lung in Bern im Jahre 1892; 1894 fand im Haag unter Ronnsen
die fünfte Versammlung statt; Descamrs führte 1895 den Vor-
sitz auf der sechsten Versammlung in Brüssel, und die siebente
Versammlung soll im laufenden Jahre in Budapest tagen. Dem-
selben Friedenszwecke diente der im Jahre 1890 auf Betreiben
des verstorbenen Brane abgehaltene all-amerikanische Kongress.
Es liegt sonach auf der Hand, dass der Wunsch, Frieden und
Schiedsgerichte für den Krieg zu substituieren, beträchtlich im
Zunehmen begriffen ist. Welchen Einfluss hat dieser Wunsch
auf die Handlungen der Völker gehabt? Inwieweit haben letz-
tere ihr Politik entsprechend formuliert? Auch auf diese Fragen
lassen sich hoffnungsreiche und ermutigende Antworten erteilen.
Die Erfahrung hat gelehrt, dass in einem weiten Umfange inter-