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porum exclusiva“ stellt er die „accidentalia vel adventitia“ einer
Ehe gegenüber, „quae non tollunt matrimonium, si absint“.
Halten wir diese beiden Unterscheidungen fest:
1. die regierende Nupturientin tritt in die Ehe
A. als Trägerin von Regierungsgewalten,
B. als Innehaberin von Privatrechten;
2. die Ehe der Nupturientin erfordert neben
A. den natürlichen Voraussetzungen jeder Ehe
B. besondere rein staatgrechtliche Erwägungen,
so ergiebt sich eine ganz ungezwungene, in staats- und privat-
rechtliche Machtbefugnisse getrennte*° Gestaltung der Verhältnisse
der Ehegatten, ohne dass wir genöthigt sind, die Fiktion gesetz-
lich aufzustellen, die Frau wird der Mann und der Mann wird
die Frau einer solchen Ehevereinigung, wie sie in Holland ° ge-
fordert wird.
Wenn ich also gemäss den vorhergehenden Erörterungen
der Nupturientin die ihr durch Thronfolge zugefallene Regie-
rungsgewalt unverkürzt in Uebereinstimmung mit anderen Bear-
beitern?’ dieser Frage erhalten wissen will, so kann ich dagegen
#5 G. WTTEWAALL unterscheidet — in einer während der Drucklegung
dieser Arbeit mir zugegangenen Schrift — das von der Moral und das vom
Gesetz diktierte Verhalten der königlichen Ehegatten zu einander. De
Koningin en Haar Gemaal s’-Gravenhage 1897.
# Nieuwe Rotterdamsche Courant, 10. Januar 1893: „Een minjaturir-
tweje“ bepalende dat „de Koningin het hoofd van Hare echtvereeniging
zou zijn.“ Ein Miniatur-Gesetz mit der Bestimmung, dass die Königin das
Haupt der Ehevereinigung sein solle. Ein anderer holländischer Autor, Pro-
fessor J. OPPENHEIM (im Rechtsgeleerd Magazijn Haarlem 1894, p. 585), spricht
sich gegen eine derartige Umwälzung des Eheverhältnisses aus. WTTEWAALL
(a. a. O. S. 17/18) lässt nicht unbeachtet, was für gute Lehren die holländischen
Frauenrechtlerinnen aus diesem königlichen Beispiel von der Öberherrschaft
der Frau ziehen werden.
4 N. MyLERI AB EHRENBACH, Gamologia, Stuttgardiae 1664, p. 119:
„cum vir se praestantiorem, uxorem ducens, et uxoris et dotis servus fiat.*
N. Bersıus, Tractatus de statutis familiarum, Aargau 1699, p. 154: „in reg-
nis, in quibus foeminae succedunt, mariti ipsi sibi vel omnino nihil regüi