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höchstens in negativem Sinne lehrreich; schweizerische Einrich-
tungen dagegen mit denjenigen der nordamerikanischen Union in
prüfenden Vergleich zu stellen, ist dem Verf. offenbar ernstes
Bedürfnis und auch wenn er zu verneinendem Resultat gelangt,
wie bezüglich des Referendums, empfindet er die Verpflichtung
eingehender Begründung. Die Schweiz ist ihm die erfolgreichste
Demokratie der Welt (8. 334): „the people are contentet; the
government is patriotic, far-sighted, efficient, and economical,
steady in its policy, not changing its course with party fluctuations.*
Mit sichtlicher Neigung verweilt Verf. bei der althistorischen Ein-
richtung der Landsgemeinde (II S. 224), die sich noch in einigen
Kantonen der Zentralschweiz erhalten hat und deren romantischen
Zauber er ausführlich schildert. Wenn übrigens diese Kantone
als besonders „konservativ“ im Sinne eines gewissen Mangels an
Fortschritten der Gesetzgebung bezeichnet werden, so mag dem
gegenüber doch hervorgehoben werden, dass einer der besten
staatsmännischen Köpfe und lautersten Charaktere der modernen
Schweiz, Heer, dem Kanton Glarus entstammt. — Die in der
Schweiz gemachten Versuche mit dem Problem der Minoritäten-
vertretung werden eingehend besprochen; dieselben waren bis
jetzt erfolglos, Verf. glaubt jedoch gerade bei den besonderen
Verhältnissen der Schweiz dem Gedanken einen zukünftigen Er-
folg vorhersagen zu dürfen (II S. 234). Das vom schweizerischen
Volke durch Referendum gebilligte gesetzliche Schächtverbot be-
trachtet Verf., meines Erachtens irrig, unter dem Gesichtspunkt
einer Judenverfolgung (II S. 285); Antipathie gegen die Juden
mag thatsächlich mitbestimmend gewesen sein; der gesetzgeberische
Gesichtspunkt aber war lediglich Einschreiten gegen Tierquälerei.
Eingehend und wiederholt erörtert Verf. (II S. 230, 264) die in
der That merkwürdige Erscheinung, dass die Kantone der deutschen
Schweiz die demokratischen Staatsgedanken viel energischer und
intensiver in ihren Einrichtungen verwirklicht haben, als die
Kantone der französischen Schweiz; dass die letzteren auch,