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Max Choublier, La Question d’orient, depuis le traite de Berlin.
Paris, Arthur Rousseau, 1897.
Gaston de Monicault, La Question d’orient, Le tr&ite de Paris.
Paris, Arthur Rousseau, 1898.
Die Untersuchungen über die juristischen Elemente der sog. orien-
talischen Frage erhalten durch die beiden im Titel bezeichneten umfang-
reichen Schriften neue, auch die jüngsten zeitgenössischen Ereignisse ver-
werthende Beiträge. Max CaousLier's fleissige Arbeit erweitert ihr Thema
zu einer quellenmässigen Geschichte der Verfassungsrechte der Staaten der
Balkanhalbinsel, während GAasToNn DE Montcautt mit Erfolg die rechts-
geschichtlichen Schicksale des türkischen Reiches an der Hand des genossen-
schaftlichen Prinzips der europäischen Staatengesellschaft einer Prüfung unter-
zieht. In beiden Darstellungen findet das von den europäischen (Gross-
mächten arrogierte Interventionsrecht in Sachen der Pforte und deren offen
zu Tage tretende Unfähigkeit zur Entfaltung einer ernsten und wirksamen
Aktion die entsprechende Würdigung und verdiente niedrige Einschätzung.
Auch die ruckweisen Eingriffe des europäischen Konzerts entspringen eben
aus der grossen Selbsttäuschung der Theorie, — und auch unsere leitenden
Diplomaten sind an dieser Stelle Theoretiker! — über den Festigkeitsgrad
des Zusammenschlusses der Staatenfamilie. Qui trop embrasse mal etreint —
ist das Thema probandum der beiden gehaltvollen Studien über die orien-
talische Frage. Stoerk.
Manuel de droit international public par Henry Bonfils, deuxieme
Edition. Revue et mise au courant par Paul Fauchille. Paris,
Arthur Rousseau, 1898.
Die anerkannte Arbeit Boxrıus hat nach dem Tode des Toulouser Ge-
lehrten eine tüchtige und umfassende Neubearbeitung gefundeu, die sich
namentlich durch eine sorgfältige Berücksichtigung der deutschen Fach-
litteratur auszeichnet. Die Gesammtarbeit sucht den Boden der positiven
Rechtsbildung nicht zu verlassen und lässt auch bei aller streng nationalen
Färbung juristischer Postulate in den skizzierten Zukunftsbildern politischen
Bonsens und kritischen Scharfsinn nicht vermissen. St.