Full text: Archiv für öffentliches Recht.Fünfzehnter Band. (15)

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Rechtsungiltigkeit eines Zugeständnisses an den Wegeherrn klar zu 
Tage, bei Vermögensverfall des Bahnunternehmers die fernere 
Wegebenutzung zu untersagen und die Aufgabe des Gleiseinbaues 
zu fordern oder wohl gar die unentgeltliche Ueberlassung der 
Bahnanlage zu beanspruchen. Denn durch ein solches Vorgehen 
würden nicht bloss die gleichberechtigten Gläubiger, sondern 
sogar die Vorrechtsgläubiger um die Möglichkeit gebracht werden, 
aus dem Bahnvermögen ihre verhältnissmässige oder sogar die 
ihnen gebührende abgesonderte Befriedigung zu finden. Vielmehr 
werden Gemeinden als Wegeherren verpflichtet sein, die Ab- 
wickelung des Konkurses oder die Zwangsliquidation im ver- 
ordneten Verfahren zu ertragen. Weil das Gesetz vom 28. Juli 1892 
8 6 Abs. 3 den Wegeherren das Erwerbsrecht der Bahn im 
Ganzen nur nach Ablauf einer bestimmten Frist gegen an- 
gemessene Vergütigung zugestanden wissen will, so ist sogar 
aus dieser Satzung das gesetzliche Verbot eines Zugeständnisses 
zum Schaden der Bahngläubiger abzuleiten, dass unentgeltlicher 
Erwerb stattfinden dürfe, sobald das Andringen der Gläubiger 
bei unzureichendem Vermögensstande eintreten würde. Denn die 
Abrede bewirkt dann eben, dass die Gläubiger als Strafe ihres 
Drängens auf Befriedigung die Bahnanlage als Befriedigungs- 
gegenstand zu verlieren hätten. Weder „bestimmte Frist“ noch 
„angemessene Schadloshaltung“ sind nämlich zufällig gewählt. 
Die Gesetzesberathung hat vielmehr überzeugend den gesetz- 
geberischen Willen zum Ausdrucke gebracht, dass der Bahn- 
unternehmer im Besitze und Gebrauch des Unternehmens auf die 
Dauer der vereinbarten Zeit geschützt und ihm ausserdem der 
Eingang eines Gegenwerthes für die zu überlassende Bahn ge- 
sichert sein müsse. Die Möglichkeit, aus dem Ertrage das Anlage- 
kapital zu tilgen, welche $ 14 zum Rechte des Bahnunternehmers 
erklärt, schwindet, wenn die Frist, mit der er bei Ermittelung der 
jährlichen Tilgungsbeträge rechnete, nachträglich verloren geht 
oder wenn der in Anschlag gebrachte Ueberlassungspreis aus- 
bleibt. Die finanzielle Lage des Unternehmens ist eine Rücksicht, 
welche nicht nur bei der Preisbildung, wo ihrer erst ausdrücklich 
gedacht wurde, sondern bei allen Massnahmen der staatlichen 
Archiv für öffentliches Recht. XV. 2. 19
	        
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