— 360 —
seits wirkte zuletzt als F'orstmeister in Altötting, somit in urbaye-
rischer Gegend. SEYDEL's Vater dagegen war der Sprosse eines
kurpfälzischen Geschlechts. Sowohl SEYDEL’s Vater wie SEYDEL’s
Grossvater, JOHANN JOSEPH mit Namen, wurden in der Haupt-
stadt jenes weitunten am Rhein gelegenen kurpfälzischen Neben-
landes geboren, welches die kunstsinnigen Herzöge der Pfalz-
Neuburger Linie als Erbteil aus dem Jülich’schen Erbstreit
durch den Vergleich von Xanten im Jahre 1614 erworben hatten.
.Beider Geburtsort war Düsseldorf. Der Grossvater starb auch
daselbst und sah so die wechselvollste Zeit der Geschichte des
Herzogtums Berg an sich vorüberziehen. Da seine Geburt in
das Jahr 1733, sein Tod in das Jahr 1808 fällt, erlebte er noch
die letzten Jahre der Herrschaft der Pfalz-Neuburger Linie
bis zu deren Aussterben im Jahre 1742. Ausser dem Ueber-
gang des Herzogtums an das Haus Sulzbach 1742 sah er dann
die Vereinigung der gesamten pfälzischen Lande mit Altbayern
1777 und den Regierungsantritt der Linie Zweibrücken-Birken-
feld 1799, und endlich sollte er noch die staatsrechtlich so be-
deutsame Abtretung des Herzogtums Berg von Bayern an Frank-
reich 1806 und die alsbald erfolgende Errichtung des Gross-
herzogtums Berg unter Joachim Murat mit Düsseldorf als Resi-
denzstadt erleben. 1795, als ihm sein Sohn WILHELM geboren
wurde, war SEYDEL’s Grossvater kurbayerischer Hauptmann in
Düsseldorf.
Unser SEYDEL hatte nie Geschwister. Die ersten Jahre
seines Lebens verbrachte derselbe in Germersheim, in einer inso-
fern interessanten Zeit, als sich Germersheim damals in einem
gewissen militärischen Aufschwunge befand. Germersheim, eine
alte Reichsstadt, — ihr Stadtrecht stammt vom Jahre 1276
— war zwar bei Gründung des deutschen Bundes, im zweiten
Pariser Frieden, nicht, wie ursprünglich beabsichtigt, neben
Landau als deutsche Bundesfestung bestimmt, aber Bayern
wurde durch Verträge aus den Jahren 1815 und 1816 verpflichtet,