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arbeiter leiden nicht an Uebermass —, er fand doch Zeit und
erhielt sogar amtlich Gelegenheit, sich auch rein wissenschaftlich
litterarisch zu bethätigen und lehrend zu erproben. Seine vor-
züglichen staatsrechtlichen Arbeiten hatten ihm bereits solches
Ansehen und solche Anerkennung gebracht, dass der Kriegs-
minister ihm, dem Siebenundzwanzigjährigen, im Herbst 1873
die Stellung als Lehrer für Staats- und Völkerrecht an der neu
gegründeten bayerischen Kriegsakademie übertrug. Er behielt
dieses Nebenamt bis zum Herbst 1881 bei und bierin lag die
Veranlassung, dass SEYDEL trotz anstrengender praktischer Be-
schäftigung schon äusserlich mit der theoretischen Pflege des
Staatsrechtes in steter Verbindung blieb. Seiner durch und
durch produktiven Natur und seiner Gabe rascher Arbeit ent-
sprechend, beschränkte er sich dabei nicht auf reine Lehrtbätig-
keit, sondern nach wie vor war er schriftstellerisch thätig. Ja er
zählt nicht nur zu den erfolgreichsten, sondern auch zu den frucht-
barsten publizistischen Schriftstellern der Periode 1873—1881.
Kein Jahr verging, ohne dass eine grössere Arbeit SEYDEL’s
erschien. Veröffentlicht wurden sie nahezu alle in der von dem
Volkswirt und Kunstgelehrten GEORG HiırTH in München 1868
als Annalen des Norddeutschen Bundes und des Zollvereins
begründeten und von demselben unter dem Namen „Annalen
des Deutschen Reiches für Gesetzgebung, Verwaltung und
Statistik“ fortgeführten vortrefflichen staatswissenschaftlichen
Zeitschrift, welche sich von ihrem älteren Schwesterorgan
dadurch unterschied, dass sie neben einer Oentralstätte für wert-
volle Aufsätze auch ein Sammelpunkt wichtiger Materialien sein
wollte,
Der erste grössere Beitrag SEYDEL’s zu den Annalen war
durch sein neues Nebenamt veranlasst. 1874 und 1875 erschien
daselbst eine rechtswissenschaftliche Darstellung des Kriegswesens
des Deutschen Reiches, welcher schon im Jahrgang 1873 eine
kurze Erörterung über die Frage der Zulässigkeit von „Landes-