Full text: Archiv für öffentliches Recht.Sechzehnter Band. (16)

— 382 — 
über den Protest der Lippe-Schaumburg’schen Regierung gegen 
einseitigen Erlass eines die erbgräfliche Linie Biesterfeld be- 
günstigenden Thronfolgegesetzes in Lippe nach Reichsverfassung 
Art. 76 zu entscheiden (vgl. dazu auch seinen Aufsatz in der 
deutschen Juristenzeitung 1898 S. 481). Die wissenschaftliche 
Hilfe in der ersten Frage war — auf besondere Veranlassung 
des Ministers Grafen VON ÜRAILSHEIM — unter dem 24. Dez. 1898 
durch Verleihung des eben nicht häufigen Titels eines „Königlichen 
(Geheimen Rates“, die Mitwirkung in der lippischen Angelegenheit 
5. Jan. 1901 durch Verleihung des Ehrenkreuzes zweiter Klasse 
des fürstlich lippischen Hausordens mit Eichenlaub auch nach 
aussen hin anerkannt. Die hohe Wertschätzung, welche SEYDEL 
im Auslande genoss, fand ihren äusseren Ausdruck in Ernennung 
zum Ehrendoktor der juristischen Fakultät der Universität Üzerno- 
witz gelegentlich der Feier des fünfundzwanzigjährigen Bestehens 
dieser Hochschule im Dezember 1900. 
Die schwerste Entsagung musste SEYDEL vom Frühjahr 1899 
an üben. Von da ab war ihm ärztlich jede wissenschaftliche 
Arbeit untersagt. Dazu kam eine Abnahme der manuellen Schreib- 
fertigkeit. Das Schreiben verursachte ihm mehr und mehr Mühe 
und ermüdete ihn rasch. Das war eine harte Prüfung, das schwerste 
Opfer, das dem an rastlose Thätigkeit gewöhnten Manne auferlegt 
werden konnte. Doch er ertrug es. Noch besass er drei kost- 
bare Güter: obschon nicht durch Kinder erhöht, ein reiches 
Eheglück, — seine Gattin war ihm die aufopferndste Pflegerin 
in der Zeit seines körperlichen Leidens —, ungeminderte geistige 
Gesundheit und unversiegbaren Humor. Dieser treue Freund 
hatte ihn von Jugend auf begleitet und ihm manche schwere 
Stunde erleichtert, die ihm sein Gehörfehler bereitete. Er verliess 
ihn auch jetzt nicht. Immer heiter und liebenswürdig, vermochte er 
selbst über alle seine Leiden mit Humor zu schreiben. „Ich bemühe 
mich, im Stoicismus die Note I zu erwerben“ ist das Prädikat, 
das er dem Stillehalten bei der überaus schmerzhaften Nach-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.