Full text: Archiv für öffentliches Recht.Siebzehnter Band. (17)

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übergeben werden, in England relativ und absolut erheblich höher ist, als 
in Deutschland, wo auch die Kontokorrentdepositen in der Regel den 
Kunden verzinst werden; 2. die reinen Depositen von den englischen Banken 
relativ niedriger verzinst werden, als von den deutschen; 3. weil die eng- 
lischen Banken in dem grossartig entwickelten Clearingwesen eine Kompen- 
sationsgelegenheit besitzen, wie sie den deutschen Banken auch nicht ent- 
fernt zur Verfügung steht, und 4. weil den englischen Depositenbanken die 
Bank von England lange nicht eine so starke Konkurrenz macht, als die 
deutsche Reichsbank und die anderen Zettelbanken den deutschen Instituten 
der Art. 
Was den Wechseldiskont anbetrifft, so ist ja bekannt, dass die Zahl 
der umlaufenden Wechsel mit einem besser geölten Bankzahlungsorganismus 
abnimmt. In England tritt das stärker zu Tage als in Deutschland. Dass 
die Diskontsätze in England niedriger sind als bei uns, ist ebenfalls bekannt. 
Doch sind die offiziellen Diskontsätze von Berlin und London nicht ohne 
weiteres vergleichbar; denn in Deutschland notiert man ausser dem Reichs- 
bankdiskont gewöhnlich nur einen einheitlichen Privatdiskontsatz, während 
in England für die verschiedenen Klassen der Wechsel verschiedene Diskont- 
raten veröffentlicht werden. Der Umfang des britischen und deutschen 
Lombardverkehrs ist schwer mit einander zu vergleichen, weil die Bank- 
bilanzen hüben und drüben nach verschiedenen Systemen aufgestellt werden. 
Auch sind die Lombardusancen verschiedene. Letzteres gilt auch für das 
Kommissionsgeschäft, das in England auf einer ziemlich umständlichen 
Arbeitsteilung beruht. Ein wesentlicher Unterschied zwischen deutschen 
und englischen Zuständen zeigt sich wenigstens in dem letzten Jahrzehnt 
ferner auf dem Gebiete des bankmässigen Acceptkredits. Bei den englischen 
Banken ist der Acceptkredit seit 1890 stets heruntergegangen. In Deutsch- 
land kann man degegen die umgekehrte Erscheinung beobachten. Hier ist 
diese Form der Kreditgewährung vielfach übermässig ausgedehnt und keines- 
wegs immer gesund. Es besteht, wie oft beklagt worden ist, ein Missverhält- 
nis der Accepte zu dem Aktienkapital und den Depositen der Banken, und 
die regelmässige und dauernde Schaffung fehlenden Betriebskapitals durch 
Accept steht bei uns in nicht erfreulichem Umfange im Dienste der reinen 
Effektenspekulation. 
Sehr interessante Betrachtungen stellt WEBER über die Emissions- und 
Gründerthätigkeit der deutschen uud englischen Banken, sowie über den 
Effektenhandel derselben an. Hier liegen spezifische Unterschiede der 
deutschen und englischen Verhältnisse zu Tage. Die britischen Depositen- 
banken halten sich in der Regel von Gründungs- und Börsenspekulations- 
geschäften grundsätzlich fern. Ausnahmen, die vorkommen, bestätigen die 
Regel. Hier greift also besonders die schon vorher hervorgehobene Arbeits- 
teiling Platz. Trotzdem hat natürlich England ebensogut wie andere Länder 
sein- Gründerunwesen, wie sich dies besonders krass auf dem Minenmarkte
	        
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