Full text: Archiv für öffentliches Recht.Achtzehnter Band. (18)

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Ph. Kalkmann, Untersuchungen über das Geldwesen der Schweiz 
und die Ursachen des hohen Standes der auswärtigen 
Wechselkurse. Mit zahlreichen Tabellen und fünf Blättern graphi- 
scher Darstellungen. St. Gallen, Druck der Zollikoferschen Buch- 
druckerei, 1900. 4°. 187 S. M. 3.60. 
Die vorliegende umfangreiche Monographie verdankt ihre Entstehung 
dem Auftrage des Kaufmännischen Direktoriums von St. Gallen an den Verf., 
der sich durch seine treffliche Studie über die österreichischen Valuta- 
verhältnisse! in der Fachwelt einen Namen gemacht hat, die Ursachen zu 
ergründen, woher es kommt, dass die Schweiz seit etwa 15 Jahren unter 
einem häufigen Auftreten und langem Andauern hoher auswärtiger Wechsel- 
kurse zu leiden hat. Ein solcher abnormer Stand der Kurse für Devisen 
musste Besorgnis erregen und in allen merkantilen Kreisen Unbehagen er- 
zeugen. Der Zahlungsausgleich mit dem Auslande wurde erschwert; die 
schweizerischen Notenbanken mussten, da mit dem schlechten Stande der 
Devisen regelmässig Abfluss von Bargeld in das Ausland drohte, unausgesetzt 
Metallgeld für die Ausfuhr abgeben und konnten ihren Barvorrat nur mit 
grosser Mühe auf einer dem Umfange ihrer Verbindlichkeiten entsprechenden 
Höhe halten; endlich schien es, als ob der schweizerischen Währung durch 
den fortwährenden Abfluss von Metallgeld ins Ausland mit der Zeit die 
metallische Grundlage entzogen werden könnte, 
KaALKkMann hat die Lösung der ihm gestellten Aufgabe mit ungewöhn- 
licher Gründlichkeit und grosser Sachkenntnis angefasst, und zwar haupt- 
sächlich nach zwei Richtungen hin. Er hat einmal festgestellt, warum die 
auswärtigen Wechsel so häufig und so anhaltend über pari standen, und so- 
dann hat er nachgeforscht, wie es kam, dass die Devisen, wenn sie un- 
günstig für die Schweiz standen, auch den sog. Goldpunkt überschreiten 
konnten. Nach der einen Richtung hin war er genötigt, das gesamte schwei- 
zerische Geldwesen in seinem Zusammenhang mit dem Lateinischen Münz- 
bunde zu untersuchen; anderseits musste er die Zahlungsbilanz der Schweiz, 
soweit das möglich ist, in ihren Grundlagen feststellen. Besonders wichtig 
war dann die Darstellung der bekanntlich sehr stark dezentralisierten Noten- 
bankpolitik der Eidgenossenschaft und die höchst zerfahrene Diskontpolitik 
ihrer Notenbanken. Meines Erachtens liegt das Schwergewicht der KaLk- 
MAnNschen Studien besonders auf diesem letzteren Gebiete. KALKMAnN kommt 
zu dem Resultat, dass die Verschlechterung der Handelsbilanz der Schweiz, 
die natürlich auch auf die Zahlungsbilanz zurückwirkt, auf die wirtschaftliche 
Isolierung der Schweiz inmitten einer Anzahl von Staaten, die in sich ge- 
schlossene wirtschaftspolitische Gebiete darstellen, zurückzuführen ist. Er 
beweist, dass in einem Zeitalter des starren und rücksichtslosen Protektionis- 
nus das kleine Schweizerland um vieles ungünstiger dasteht, als seine grossen 
PeREB _ 
' Siehe hierüber Jahrgang 1900 dieser Zeitschrift S. 132—138.
	        
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