Full text: Archiv für öffentliches Recht.Achtzehnter Band. (18)

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Felde der allgemeinen Staatslebrre. Hier hatte JoHmann KAsPpAR 
BruntscaLi als letzter Mohikaner gehaust, das Erbe einer 
reichen Vergangenheit mit treuem Fleisse hütend. Dann ward 
es wüst und leer. Am schärfsten bezeichnen wohl GERBERS 
Grundzüge den Uebergang von der allgemeinen Staatslehre zum 
neu-deutschrechtlichen Positivismus, der mit LABAND seine fast 
ausschliessliche Alleinherrschaft antrat. Es ist ganz charakteri- 
stisch, dass SEYDELs Grundzüge einer allgemeinen Staatslehre, 
deren Erscheinen in die Anfangszeit der neuen Richtung des 
Positivismus fällt, zunächst wenig Beachtung fanden, aber jetzt 
nach einem Menschenalter trotz ihrer quantitativen und qualita- 
tiven Dürftigkeit weit häufiger citiert werden. 23 Jahre ver- 
gingen, bis aus einer, übrigens der SEYDELschen nahestehenden 
staatsrechtlichen Richtung abermals eine allgemeine Staatslehre 
hervorging. Zeitlich jedenfalls gebührt KonrAp BoRNHAK der 
erste Platz unter den neuesten Pflegern der allgemeinen Staats- 
lehre, wenn freilich auch hier die eine Schwalbe noch keinen 
Sommer machte. Dass aber damit eine Saite angeschlagen war, 
auf die der wissenschaftliche Zeitgeist gestimmt ist, hat die Folge 
bewiesen. Seitdem ist kaum ein Jahr ohne eine mehr oder 
minder erhebliche Produktion auf diesem Gebiete vergangen. 
Einigermassen abseits von der wissenschaftlichen Entwicklungs- 
reihe steht GumpLowıczs allgemeines Staatsrecht als warnendes 
Exempel, wie ein scharfer und ehrlich strebender Geist durch 
masslose Eigenbrödelei in wissenschaftlichen Nihilismus verfällt 
und damit unfruchtbar wird. In gewissem Sinne einen Gegen- 
satz dazu bildet Rosıns kleiner Essay, der die Grundzüge einer 
allgemeinen Staatslehre aus den Reden BismArcKs destillieren 
will; immerhin ein bezeichnendes Sympton für den neuen 
wissenschaftlichen Geist insofern, als hier der grosse Realist 
der praktischen Politik, dessen Wirken und Werke von so 
entscheidendem Einfluss auf den Sieg des staatsrechtlichen 
Positivismus in der deutschen Wissenschaft gewesen sind, als
	        
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