Full text: Archiv für öffentliches Recht.Achtzehnter Band. (18)

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das keinen Vorwurf, weil es sich nicht diese Aufgabe gestellt 
hat. Vielmehr will es ein systematisches Programm für die 
Fortbildung unserer heutigen Rechtsinstitutionen sein; folglich 
kann und muss es mit dem Massstabe der psychologischen, 
wissenschaftlichen und historischen Voraussetzungen dieser In- 
stitutionen gemessen werden, wie ja auch der Verfasser dies in 
dem oben citierten programmatischen Satze der Vorrede ausdrück- 
lich anerkennt. Es fragt sich also, ob sein Zukunftsrecht ein 
„richtiges Recht“ in diesem Sinne ist, d. h. ein solches, welches 
unter den gegebenen psychologischen und historischen Voraus- 
setzungen den wissenschaftlich zu ermittelnden Normen recht- 
licher Organisation entspricht? Und für diese Beurteilung der 
Richtigkeit des Rechts ist „das soziale Ideal“ durchaus un- 
wesentlich, gleichviel ob man es in dem ganz abstrakt formalen 
Sinne STAMMLERs oder mit MENGER in dem sehr konkret mate- 
riellen Sinne des Sozialismus auffasst. Denn nicht die Vortref- 
lichkeit oder Abscheulichkeit des Sozialismus an sich, sondern 
allein die Formen seiner rechtlichen Organisation stehen hier in 
Frage. Und MENGER kann weder verlangen, dass sein System 
unabhängig von allen sonstigen Voraussetzungen nur danach be- 
urteilt werde, ob es eine, wenn auch nur phantastisch denkbare 
Form zur Realisierung seines sozialen Ideals darstelle, — denn 
dann hätte er einen Staatsroman schreiben sollen; noch kann er 
sich hinter die Behauptung zurückziehen, dass mit dem Eintritt 
der wirtschaftlichen Voraussetzungen für sein soziales Ideal auch 
völlig andere psychologische und theoretische Voraussetzungen 
für die rechtliche Organisation eintreten würden, — denn dann 
müsste er die materialistische Geschichtsauffassung anerkennen 
und folglich auf sein Zukunftsstaatsrecht verzichten. 
Nun will aber MENGER gerade umgekehrt durch das Mittel 
einer Fort- und Umbildung der Rechtsinstitutionen das Ziel des 
erwünschten sozialwirtschaftlichen Zustandes erreichen. Das ist 
ja auch die populäre Auffassung, die zwar der marxistischen
	        
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