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er der Verteilung nicht das Prinzip der Gleichheit zu Grunde.
Auch diese Ablehnung der absoluten Nivellierung hängt mit
seiner Skepsis gegenüber dem sonst bei den Utopisten üblichen
Glauben an die psychologische Umwandlung des Menschen zu-
sammen; daher glaubt er nicht völlig auf das individuelle Streben
und die hierarchische Organisation der Gesellschaft, an welche
die Menschheit in politischen und wirtschaftlichen Dingen seit
Jahrtausenden gewöhnt ist, verzichten zu können. So sollen
denn auch Unterschiede in den Genüssen nach der Stellung des
Einzelnen in der Staats- und Arbeitsordnung, und nicht nur
nach dem Mass der geleisteten Arbeit bestehen bleiben.
„In dem volkstümlichen Arbeitsstaate werden sich immer Gegensätze finden,
welche eine durchgreifende wirtschaftliche Gleichstellung aller Staatsbürger
unmöglich machen.“
Der Gegensatz von Verwaltenden und Verwalteten ebenso wie
die Unterschiede der Bildung werden sich auch im volkstüm-
lichen Arbeitsstaate als eine fruchtbare Quelle der ökonomischen
Ungleichheit erweisen; denn eine Chimäre sei es,
„dass die Wissenschaft von dem Einzelnen neben der physischen Arbeit
als Beiwerk getrieben oder dass der wissenschaftliche Unterricht mit der
praktischen Unterweisung im Handwerk verbunden werden kann“.
Dazu komme die Verschiedenheit der Menge und Tüchtigkeit der
Arbeit des Einzelnen.
„Wer der Ansicht ist, dass nach Einführung der sozialistischen Gesell-
schaftsordnung das Gefühl der Brüderlichkeit die bisherigen egoistischen
Triebfedern ersetzen wird, mag freilich diese Ursache der ökonomischen
Ungleichheit zurückweisen; wer aber an eine solche wunderbare Wirkung
des Sozialismus nicht glaubt, wird eine gewisse Verhältnismässigkeit von
Arbeit und Lohn als unerlässlich betrachten müssen.“
Schliesslich werde auch der Erfolg der sozialistischen Bewegung
die führende Klasse der Industriearbeiter besonders begünstigen.
„Diese vier Momente werden auch im volkstümlichen Arbeitsstaat, selbst
wenn in einem Augenblick heroischer Erregung die wirtschaftliche Gleich-
stellung aller Staatsbürger beschlossen werden sollte, sehr bald zur öko-
nomischen Ungleichheit zurückführen. Man muss sich deshalb den volks-
tümlichen Arbeitsstaat als eine hierarchische Organisation vorstellen“,