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freilich als eine rein weltliche und überwiegend wirtschaftliche
etwa nach Art der heutigen grossen Eisenbahn- und Schiffahrts-
gesellschaften. Diese auch im Zukunftsstaat fortbestehende Un-
gleichheit ermögliche die Lösung der beiden kitzlichen Spezial-
fragen nach der Zuteilung der seltenen Genussmittel einerseits
und der widerwärtigen oder gefährlichen Arbeiten andererseits;
sie beuge auch der sonst naheliegenden Gefahr vor,
„dass die breiten Volksmassen einem vollständigen Quietismus verfallen
und der volkstümliche Arbeitsstaat selbst in einen Mast- und Futterstaat
ausartet“.
Selbstverständlich werde jedem das Emporsteigen in die höheren
Rangstellen weit mehr als in der heutigen Gesellschaftsordnung
erleichtert sein (vgl. S. 32f., 84/86).
Die Sanktionierung des Rechts auf Existenz einerseits
und der Arbeitspflicht andererseits wird also nach MENGER
das Fundament der künftigen publizistischen Sachenrechtsordnung
bilden; aber das Ausmass beider wird nicht ein absolut gleiches
für alle Staatsbürger sein, sondern sich nach den erwähnten
Momenten der fortbestehenden Ungleichheit differenzieren.
„Ein bestimmtes Mass von Befriedigungsmitteln und eine bestiminte Arbeits-
zeit — das ist das Prinzip des subjektiven staatlichen Verteilungssystems,
dessen unleugbare Starrheit freilich durch das fortschreitende Eindringen
der selbstthätigen Güterverteilung gemildert werden wird. Ebenso wie
lie Befriedigungsmittel bei den höheren und niedrigeren Bevölkerungs-
klassen verschieden sind, ebenso wird auch die Arbeitszeit nicht für alle
Berufe eine einheitliche sein. Eine grosse Freiheit in dieser Richtung ist
für den volkstümlichen Arbeitsstaat unerlässlich, wenn er manche unab-
weisbaren Ziele, z. B. die gehörige Leistung der unangenehmen oder ge-
sundheitsschädlichen Arbeiten, erreichen soll.“
Trotz der fortbestehenden ökonomischen Ungleichheiten würde
sich dieses Verteilungssystem von dem heutigen nicht nur yquan-
titativ unterscheiden, indem die Differenzen in Genuss wie in
Arbeit gegenüber den heutigen verschwindend gering sein würden,
sondern auch qualitativ durch eine prinzipielle Umdrehung in der
Reihenfolge der Bedürfnisbefriedigung, die heute von oben nach