Full text: Archiv für öffentliches Recht.Achtzehnter Band. (18)

- - 402 
die politische, so müsste dieses Land des enwickeltsten Kapitalismus 
dem sozialrevolutionären Umschlag am nächsten stehen: die 
Frucht seiner politischen Freiheit aber sei es, dass es ihm in 
Wahrheit unter allen europäischen Kulturländern am fernsten 
steht, womit das Uebergewicht der rein politischen über die 
wirtschaftlichen Motive erhärtet werde. 
Demgegenüber seien die Deutschen das konservativste Volk 
in Europa und hätten gleichzeitig die zahlreichste und best- 
organisierte sozialrevolutionäre Partei der Welt; das sei die 
Frucht der politischen Unfreiheit. Jedoch mache es die geringe 
politische Schlagkraft des deutschen Volkscharakters, die aus 
dessen ganzer geschichtlicher Entwicklung spräche, wahrscheinlich, 
dass die besitzlosen Volksklassen, wenn einmal die politischen 
Geschicke Deutschlands in ihren Händen ruhen sollten, dennoch 
nicht zur Beseitigung der Monarchie schreiten werden. Freilich seı 
die gründliche Vereinfachung und volkstümliche Umgestaltung von 
Hof, Heer und Beamtentum die unerlässliche Voraussetzung für die 
Aufrechterhaltung der Monarchie bei Einführung des volkstüm- 
lichen Arbeitsstaates.. Der späteste Termin für ein solches 
Kompromiss sei dann gegeben, 
„wenn unsere durch den Ziffernwahnsinn der militärischen Kreise ins Un- 
gemessene vermehrten Land- und Seestreitkräfte sich in den Händen ihrer 
Führer als ein unsicheres Werkzeug erweisen werden“. 
Wenn sich übrigens MENGER für die Möglichkeit einer Ver- 
ständigung zwischen Monarchie und Sozialismus auf das historische 
Vorbild der Beziehungen zwischen dem römischen Cäsarismus 
und dem Ohristentum beruft: erst blutige Verfolgung der Christen, 
dann Erhebung des Christentums zur Staatsreligion und ebenso 
blutige Verfolgung der Heiden, so vergisst er an dieser Stelle, 
was er an anderen Stellen nachdrücklich betont, dass nämlich 
gerade in seinem sozialen Charakter das Christentum durch die 
Erhebung zur Staatsreligion völlig umgestaltet wurde. Ein 
soziales Königtum dürfte sich zum Sozialismus, wie ihn MENGER
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.