558 Der Endkampf Sommer und Herbst 1918
Kronprinz Rupprecht Kämpfe, die in beinahe ununterbrochener Folge bis
zum Schluß des Krieges andauerten und an das Oberkommando der
Heeresgruppe und ihre Armeen die schwersten Anforderungen stellten.
Die 17. Armee war rechtzeitig ausgewichen, der englische Ansturm brach
vor der neuen Stellung zusammen. Am 22. machte die 17. Armee mit Zu-
stimmung der Obersten Heeresleitung einen groß angelegten Gegenstoß. Er
hatte Erfolg, trotzdem wäre er besser unterblieben. Gleich darauf dehnte sich
der englische Angriff nach Süden zu aus. Zu beiden Seiten der Somme,
mit dem Schwerpunkt zwischen Albert und Braye, wurde erbittert gekämpft.
Die Australier hatten keinen Erfolg. Die beiden ersten Tage waren damit
für uns günstig verlaufen. Ich begann zu hoffen, daß wenigstens hier
uns das Kriegsglück wieder geneigter werden würde. In den nächsten
Tagen gewann aber doch der Engländer, der nur wenige frische Kräfte ein-
setzte, in sehr schweren Kämpfen gegen Bapaume Gelände. Charakteristisch
für diese waren schmale tiefe feindliche Tankeinbrüche nach kurzer überaus.
heftiger Artilleriewirkung, verbunden mit künstlicher Vernebelung. Massen-
einsatz von Tanks und künstlicher Nebel blieben auch in der Folge unsere ge-
fährlichsten Feinde. Sie wurden es in immer stärkerem Maße, je mehr der
Geist sank und je müder und schwächer unsere Divisionen wurden. Die
Tiefe des Einbruchs, nicht aber seine ganze Breite, wurde sehr bald be-
kannt. Richtig einsetzende Gegenstöße der Reserven glichen die Einbrüche
meistens aus. Die Gefahr bestand aber, daß die örtliche Führung ihre
Truppen übereilt und nicht geschlossen verwandte.
Im weiteren Verlauf der Angriffe gelang es dem Feinde, uns von
Norden her von der Ancre abzudrücken. Hier hatte eine preußische, aller-
dings als nicht gut bekannte Division, die deshalb auch hinter dem Fluß
eingesetzt war, vollständig versagt. Sie brachte Unordnung in unsere
Front. Die Kampfverhältnisse in dem Trichtergelände des Sommeschlacht-
feldes östlich Albert waren um so schwieriger, als bei den schlechten Eisen-
bahnverbindungen nur schwer Reserven dorthin zu bringen waren. Die
Lage wurde daselbst um den 25. August ungemein gespannt. Die Fort-
setzung des feindlichen Angriffs war sicher.
Südlich der Somme an der Straße nach Péronne war es nur zu
Teilvorstößen gekommen. Die 18. Armee wurde unausgesetzt angegriffen.
Sie behauptete sich glänzend. In Übereinstimmung mit den Ereignissen
östlich der Oise war ihr linker Flügel näher an Noyon zurückgenommen.
Die Führung der 18. Armee durch General v. Hutier war ausnehmend
ruhig, er wurde durch seinen Generalstabschef, Oberstleutnant Bürckner,
vortrefflich unterstützt.
Zwischen Oise und Aisne war der große französische Ansturm bereits
am 20. August erfolgt. Schon am 17. hatte der Franzose unsere Gefechts-