Full text: Archiv für öffentliches Recht. Band 26 (26)

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greß — beschränken wir uns neben kurzen rechtsgeschicht- 
lichen Rückblicken für die Betrachtung des gegenwärtigen 
Rechtszustandes im wesentlichen auf das Preußische Landrecht 
und auf die neuen Reichsgesetze, insbesondere die Grundbuch- 
ordnung!. 
Man möchte meinen, daß schon in der sprachlich fast 
mystischen Definition des Römischen Rechts die Quelle für die 
Rechtsunsicherheit zu finden, die sich in der über Beschädigungen 
durch Versehen des Richters ergangenen Rechtsprechung ausge- 
prägt findet. Es ist eben der „judex qui litem suam facit“ eine 
für die Erkenntnis seiner Merkmale so verschwommenen Er- 
scheinung, daß selbst aus dem Gesichtspunkt der alten extraor- 
dinaria cognitio der Dig. 50. 13 in den Quellen kaum die Kon- 
turen des Bildes gefunden werden können: 
— Si judex litem suam fecerit — so sagt Gajus in der lex 
ultima des tit. 13 — non proprie ex maleficio obligatus videtur, 
sed quia neque ex contracta obligatus est, et utique peccasse 
aliquid intelligitur, licet per imprudentiam, ideo videtur quası 
ex maleficio teneri in factum actione et, in quantum de ea re 
aequum religioni judicantis visum fuerit, poenam sustinebit. 
Die Voraussetzung der Haftung, das peccare per im- 
prudentiam, spiegelt sich nicht wieder in der Anschauung, 
die zu Gunsten des Spruchs des Prozeßrichters im Gemeinen 
Recht wie im Preußischen Landrecht sich Bahn gebrochen hat, 
daß nämlich nicht Versehen, selbst nicht die gröbste Ignoranz 
bei Erlassung und Fassung des Urteils sondern nur Vorsatz 
in Verletzung der Amtspflicht haftbar mache. — Wie hätte es 
auch anders sein können, wenn gerade Ulpian — lex 15 D 
de judiciis (5. 1) —- eine evident dolo malo in fraudem legis ge- 
sprochene Sentenz voraussetzte! Hatte doch auch der Codex — 
ı In der Regel wird abgekürzt werden: GBO. = (Preuß.) Grundbuchord- 
nung. RGBO. = Reichsgrundbuchordnung. BGB. = Bürgerliches Gesetz - 
buch. RG. = Reichsgericht.
	        
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