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so vergebens war 1821 der Antrag Lambton, allen, welche ein
steuerbares Eigentum besäßen tant soit peu das Wahlrecht zu-
zugestehen und endlich einmal mit den rotten-boroughs aufzu-
räumen. Der Kampf spitzte sich schließlich 1822 zu einer
Parlamentsfehde zwischen Lord Russell und Minister Oanning
zu. Lord Russell legte dar, daß sich zwischen dem Volke und
seiner Vertretung im Unterhause eine gefahrdrohende Kluft auf-
getan habe, die notwendigerweise überbrückt werden müsse ®!,
Minister Canning erwiderte mit einer Rede, worin er, um kurz
den Tenor zu geben, den Teufel an die Wand malte und sich
zu einem ungeheuern Lob des damaligen Unterhauses verstieg °*.
Hier wäre das Wort Burdetts vom Jahre 1819 am Platze ge-
wesen. „I will say that if the noble lord believed this, he was,
the only person in the country who did“®3, Aber Furcht und
Schmeichelei siegten: Russell unterlag mit 164 gegen 269 Stimmen.
Erst der dritte Ansturm gegen die bestehenden Zensus
(1830/32) sollte von Erfolg gekrönt sein. Auch diesmal gab ein
äußeres politisches Ereignis den Anstoß, die sog. Julirevolution
in Frankreich. Um den edlen Vorkämpfer Lord Russell schaarte
sich jetzt ein ganzer Kreis von Paladinen der Volksrechte,
Lord Macaulay, Exminister Palmerston, Lord Althorp, der irische
Volkskönig D. O’Connell. etc., lauter Männer, die durch ihre
Geschichtskenntnis, durch ihre Erfahrung auf dem politischen Ge-
biete, durch ihre glänzende Beredsamkeit ihre Namen in den
Geschichtsannalen ihres Vaterlandes unsterblich gemacht haben ®%.
Dem Angriff solcher Männer, konnte unmöglich der Oppo-
sitionssturm im Unterhause auf die Dauer Stand halten und in
der Tat begann. er jetzt allmählich sich zu legen. Bei einer Ab-
stimmung v. 23. März 1831 nach einer dreitägigen Debatte stan-
den 302 Reformgegner 301 Wahlreformfreunden gegenüber ®°. Das
Unterhaus wird am 23. April aufgelöst, Neuwahlen werden ausge-
° Id. p. 61. °ı Id. p. 64. ®®2 MURDOCH p. 73.
6° Id. p. 58. eı Id. p. 79. 94. e Id. p. 108.