Full text: Archiv für öffentliches Recht. Band 26 (26)

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Zwecken der Volkvertretung gerecht zu werden, ist damit ge- 
funden?. 
Eine solche Ungleichheit des Weahlrechtes findet auch in 
der natürlichen Verschiedenheit der Menschen ihre tiefere Be- 
gründung. Nichts ist ja äußerlicher als sagen, daß alle Men- 
schen gleich wären. Insbesondere sind die Menschen auch hin- 
sichtlich ihres Wertes für das allgemeine Wohl, für den Staat 
völlig untereinander verschieden. 
Auf dem Grundgedanken der Ungleichheit des Wahlrechtes 
nun sind mehrere Wege versucht worden, die sich darin unter- 
scheiden, wie die Ungleichheit des Stimmengewichtes hervorge- 
bracht wird. Wenn alle Staatsbürger (die zu einem Weahlbe- 
zirke gehören) einen, einige von ihnen — die Bevorzugten — 
noch einen Abgeordneten dazu wählen, so ist dies das roheste 
Verfahren. Wählt dagegen (in einem Weahlbezirke) die eine 
Unterabteilung einen und die andere Unterabteilung auch einen 
Abgeordneten, so ist dann eine Ungleichheit des Stimmenge- 
wichtes erreicht, wenn die eine Unterabteilung weniger Mit- 
glieder zählt, als die andere; dies ist das Klassenwahlsystem. 
Am klarsten kommt der Grundgedanke zum Ausdruck im Plural- 
wahlrecht, bei welchem alle Wähler (eines Wahlbezirkes) einen 
Abgeordneten wählen, hierbei aber die Stimme aus der einen 
Kategorie der Wähler mehr als die aus der anderen Kategorie 
gerechnet wird. 
Wenn man diese drei Systeme „ungleicher“ Wahl gegenein- 
  
?2 Vorausgesetzt ist hierbei, daß der Staat überhaupt in der Lage ist, 
das Wahlrecht zu beschränken oder zu erweitern, d. h. die Anschauung, 
daß das parlamentarische Wahlrecht nicht eine natürliche, dem Menschen 
angeborene, unentziehbare Befugnis sei. Das Wahlrecht ist ein vom Staate 
frei nach Zweckmäßigkeit verliehenes Recht; es beruht ausschließlich auf 
der staatlichen Ordnung. Diese Meinung ist jetzt durchaus herrschend und 
soll hier nicht erörtert werden. Vgl. z. B. die bei GEORG MEYER Das 
parlamentarische Wahlrecht, herausg. von GEOR@ JELLINER, Berlin 1901 II, 
411ff. angezogenen Schriftsteller.
	        
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