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wissen Ratlosigkeit der Diplomatie. Das Völkerleben ist durch
Technik und Verkehr ein ungemein intensiv ausgebildetes Ge-
meinschaftsleben geworden, sodaß die eigentlichen Akteurs, die
Diplomaten, ohne die begleitende Mitarbeit ihres stillen Gesellschaf-
ters, der Völkerrechtswissenschaft, nicht mehr auskommen kann.
Und im Lager dieser Wissenschaft selbst klären sich mehr
und mehr die Begriffe, es entwickelt sich eine Art konventio-
neller Begriffsbildung in allen Ländern, die beiden großen Haupt-
sphären des Völkerrechts und des internationalen Rechtes zeich-
nen sich immer schärfer gegeneinander ab, und es kämpfen in
ihrer Gedankenarbeit die besten Geister um eine allgemeine An-
erkennung der Grundgedanken des Rechtes überhaupt und da-
mit um die ideale Vorherrschaft des Rechtes gegenüber mate-
riellen Sonderinteressen und nationalem Uebereifer.
Wer Einblick in diese Entwicklung hat, der wird ohne wei-
teres OTFRIED NIPPOLDs Anregung dankbarst als eine durchaus
zeitgemäße empfinden.
Es ist weder den internationalen Vertragsbestrebungen der
Staaten noch der Wissenschaft des Völkerrechts und des inter-
nationalen Rechtes durch die an sich ja höchstbeachtenswerte
Organisation und die bisherigen Leistungen des Institut de droit
international hinreichend gedient. Solange das Institut nicht den
Grundsatz befolgt, daß ihm alle Vertreter dieser Wissenschaft,
die ernsthafte und bedeutendere Leistungen aufzuweisen haben,
auch wirklich angehören müssen, besteht das Bedürfnis nach er-
gänzender Vereinigung der Außenstehenden und wenn man heute
die Reihen der literarisch Tätigen überblickt, so ergibt sich die
Tatsache, daß mindestens ebensoviele hervorragende Gelehrte des
Völkerrechtes und internationalen Rechtes außerhalb wie inner-
halb des Instituts stehen.
Mit Recht hält daher O. NıppoLn die Bedürfnisfrage für
spruchreif. Hören wir ihn selbst auch über die Frage der Or-
ganisation: