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JI. Die Diskussion auf der zweiten Haager Friedens-
konferenz.
Die vierte Kommission der zweiten Haager Friedenskon-
ferenz, die sich mit der Ausarbeitung des Seerechts befassen sollte,
trat unter dem Vorsitz des russischen Völkerrechtslehrers MAR-
TENS am 24. Juni 1907 zusammen ®. Um die Arbeiten der
Kommission, die bis dahin als einzige Grundlage das ziemlich
vage Konferenzprogramm der russischen Regierung vor sich hatte,
zu erleichtern, hatte MARTENS einen Fragebogen vorgelegt, der
in 14 Ziffern die einzelnen streitigen Fragen, die man behandeln
wollte, aufzählte 3%: Die beiden Fragen der MARTENSschen Frage-
liste, die sich auf die Zerstörung neutraler Prisen beziehen,
lauteten:
11. „Ist die Zerstörung von Handelsschiffen unter neutraler
Flagge, die in Kriegszeiten Truppen oder Kriegskonterbande
führen, durch die Gesetzgebungen und durch die Völkerpraxis
verboten ?*
12. „Ist die Zerstörung jeder Art neutraler Prisen bei force
majeure nach den zur Zeit gültigen Gesetzgebungen und nach
der Praxis der Seekriege unerlaubt 37?“
Gleich in der ersten Sitzung der Kommission wurde zur
Frage der Zerstörung der Prisen von dem englischen Delegier-
ten Sir Ernest Satow folgender Antrag beigebracht:
„Die Zerstörung einer neutralen Prise durch den Kaptor
ist untersagt. Der Kaptor muß jedes neutrale Schiff loslassen,
das er nicht einem Prisengerichtshof zuführen kann ®®.*
Außerdem waren Anträge der Vereinigten Staaten von Äme-
rika 3°, Rußland *' und ein Amendement der Japanischen Dele-
35 2. Conference int. de la Paix. LA HAvE, Actes et Doc. Tom. 3, p. 39.
38 Act. et Doc. Tome 3 annexe |, p. 1133. 37 Act. et Doc. 3, 1134.
838 Annexe 39. Act. et Doc. 3, p. 742, p. 1170.
»? Ib. p. 1171 (Annexe 42). * Ib. p. 1170 (Annexe 40).