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Zur Vorbereitung auf die Konferenz hatte auf Anregung
des Londoner Kabinetts jede Regierung ein Memorandum ein-
gereicht, worin sie ihrer Ansicht über die zu behandelnden Fragen
in meist schon formulierten Vorschlägen Ausdruck gab. Die
Regierung der Vereinigten Staaten hatte auf den Naval War
Code und diejenigen Abänderungen verwiesen, die er durch die
„Erörterungen des Naval War College über internationales Recht
v. J. 1903 (S. 91—97)“ erhalten hatte ®*.
In den Vorschlägen zur Londoner Konferenz macht sich
dieselbe Spaltung bemerkbar wie im Haag. Für das Recht der
Zerstörung neutraler Prisen in Ausnahmefällen sprachen sich
aus Deutschland ®°, Frankreich, Italien ®, Rußland °°. Im ameri-
kanischen Naval War Code war die Zerstörung ebenfalls vor-
gesehen und die betreffende Stelle (Art. 49) war in dem von der
britischen Regierung für die Erleichterung der Konferenzarbeiten
herausgegebenen Rotbuch als Antrag der amerikanischen Dele-
gation abgedruckt”. Als absolute Gegner der Zerstörung be-
kannten sich Großbritannien, Japan und die Niederlande °!.
Eine vermittelnde Stellung nahmen Oesterreich-Ungarn und
Spanien ein??. Die österreichisch-ungarische Regierung wollte
nach zwei Richtungen das gegenwärtig geltende Recht umgestalten,
einerseits durch Aufstellung von Regeln, infolge deren die Zer-
störung in der Praxis möglichst selten werden sollte, andererseits
durch Aufnahme von solchen Bestimmungen in das Seerecht,
daß alle möglichen Garantien die Zerstörung neutraler Prisen
unnötig machen sollten. In der ersten Richtung sollte der im
Haag ausgesprochene Vorschlag der italienischen Delegation über
das Einbringen von Prisen in neutrale Häfen wieder aufgenom-
men werden. Der Pflicht der Einbringung von Prisen in neu-
trale Häfen sollte die Aufnahmepflicht seitens der Neutralen
8 Einglisches Blaubuch p. 8. 87 Kod. p. 9. 8 Eod. p. 101.
s® Kod. p. 102. »° Bod. p. 99. si Bod. p. 101.
2 Eod. p. 99—100.
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