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hunderten bis zur französischen Revolution und der Auflösung
des Deutschen Reichs bildete sich die Fürstenmacht bis zum Ab-
solutismus aus.
Unsere besondere Aufmerksamkeit verdienen einige politische
Gebilde des Mittelalters, die an die altgermanischen erinnern.
Auch eine Provinzialversammlung war die der sieben friesi-
schen Seelande unter den drei Eichen von Upstallbom bei
Aurich, von der man schon um das Jahr 1200 sagte, daß sie ur-
alter Brauch sei. Hier erscheint Jahrhunderte hindurch kein
Adel und an der Spitze des Volkes stehen selbstgewählte Rat-
mannen (Richter und Gemeindevorsteher ?) Diese und die Geist-
lichen bilden jene Versammlung und wohl auch andere freie
Männer konnten sich dazu einfinden. Aehnliche Gemeinwesen
gabesindenMarschenanderNiederweser und Nie-
derelbe. „Diese Bauern achteten sich so frei, wie irgend ein
Edler im Deutschen Reiche und altdeutsche Sitte erhielt sich bei
ihnen länger als irgendwo‘. Sie saßen oft auch über Ritter
wie über ihres Gleichen zu Gericht. Berühmt geworden ist ins-
besondere der kleine Bauernstaat der Stedinger nordwest-
lich von Bremen, der gräfliche Vögte vertrieb, dem Erzstift
Bremen den Zehnten weigerte und sich seiner Landesherrlichkeit
entzog. Der Papst erklärte die Bauern als Ketzer und der Erz-
bischof unternahn gegen sie einen Kreuzzug; sein Heer wurde
1233 beim Hemmelskamper Walde geschlagen, im folgenden
Jahre aber, in der Schlacht von Altenesch, ist der größte Teil
der heldenhaft kämpfenden Bauern vernichtet worden. Das
Land verlor seine selbstgewählten Ratmannen und durfte nur
das Deich- und Sielwesen noch selber verwalten. Ein Versuch
der Wiedererhebung mißlang. Die weiter unten wohnenden
Rustingrer-Stedinger dagegen kamen mit dem Erzbischof
zu einer Verständigung und im Kampfe mit dem oldenburgischen
Grafengeschlecht vermochten sie sich dessen Territorialhoheit
zu erwehren und ihre Ratsmannen, die sich in Elsfleth versam-