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deutungslos erklärt. Es erinnert dies lebhaft an den bekannten
Ausspruch eines andern Doktrinärs: Il n’y a rien, que je me-
prise, comme un fait. Vollkommen richtig ist es jedoch, wenn
LAURENT, der die Exterritorialität für die absurdeste aller Fik-
tionen erklärt, gleichwohl diese Fiktion durch den Hinweis auf
die Widersprüche, zu denen sie, folgerichtig zu Ende gedacht,
führt, noch nicht für endgültig abgetan hält und diesfalls be-
merkt®”: „La critique, me semble-t-il, ne penätre pas au fond
de la difficulte; les partisans de l’exterritorialit€ pourraient re-
pondre, que les fictions sont d’une stricte et etroite interpretation,
que l’on ne peut pas les appliquer & un ordre de choses, pour
lequel elles n’ont pas ete etablies; qu’il faut par consequent
limiter la fiction de l’exterritorialite d’abord aux ambassadeurs,
puis aux fonctions & raison desquelles l’immunite leur a ete
accordee.* Und nicht minder wahr ist es, wenn er gegenüber
den bekannten Worten, mit denen Montesquieu die Exterritoriali-
tät verteidigt: On pourrait leur imputer des crimes, s’ils pou-
vaient @tre punis pour crimes; on pourrait leur supposer des
dettes s’ils pouvaient &tre arr&tes pour dettes — bemerkt°®®, daß
eben diese Worte deutlich zeigen, wie weit die Zustände hinter
uns liegen, die eine solche Ausnahmsstellung der Gesandten ge-
rechtfertigt erscheinen ließen. Und wie will man ihn widerlegen,
wenn er gegenüber BYNKERSHOEK, der sich eine erfolgreiche
diplomatische Tätigkeit ohne Austeilung von Bestechungen gar
nicht vorstellen kann, auf die verhältnismäßig geringe Rolle hin-
weist, die jene Hausmittel heute noch spielen können ®? Kurz,
ich glaube, daß es LAURENT vollkommen gelungen ist, jene Be-
gründung der Exterritorialität zu widerlegen, die sich in die oft
zitierten Worte „ne impediaturlegatio*“ zusammenfassen läßt. Aber
sein Doktrinarismus zeigt sich darin, daß er einen \Windmühlen-
72a. 0. S. 17.
a. 0. S. 2.
9.2. 0. S. 48.