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der Gerechtigkeit und, weil hierzu die Erkenntnis des Gerechten
nötig ist, die Ermittlung der Wahrheit. Dient sie der Wahrheit
mehr als andere Einrichtungen, so ist ihre Berechtigung dargetan,
und sie verdient alles Lob. Freilich behaupten manche, der Haupt-
zweck der Jury sei, die Unschuld zu retten auf alle Weise, selbst
auf die Gefahr hin, daß der Schuldige entrinne. Wenn dies aber
richtig wäre, so ließe sich das auf weit bequemere Art erreichen.
Außerdem müßte dann dem Schilde der Unschuld, dem Ge-
schworenengerichte, eine andere Einrichtung als Schwert des An-
griffs gegenüberstehen; nur dann würde das Gleichgewicht vor-
handen sein. Denn: „Der Grundsatz: es ist besser, daß tausend
Schuldige entkommen, als daß ein Unschuldiger gestraft werde,
ıst als Maxime der Gesetzgebung nicht mehr wert wie der ent-
gegengesetzte: es ist besser, daß tausend Unschuldige bestraft
werden, als daß ein Schuldiger entkomme.* Die Aufgabe der
Gerechtigkeitspflege ist es, „einen Mechanismus der Gerichtsver-
fassung zu finden, durch welchen so viel wie möglich bewirkt
werden kann, daß kein Unschuldiger bestraft werde, aber auch
kein Schuldiger der verdienten Strafe entgehe“. Weshalb, so fragt
FEUERBACH, soll nun das Schwurgericht für dieses Ziel besonders
geeignet sein? Man verweist auf den Wahrheitsinstinkt des
Menschen, der ihm von der Natur gegeben sei und im Geschworenen
zur reinsten Entfaltung komme. Diese Auffassung ist in der
französischen Juryliteratur häufig vertreten. Der Geschworene ist
dort ein Mensch, der in einer Art von Traumzustand den Wahr-
spruch gleich einem Orakel von sich gibt. FEUERBACH nennt
diese Jury einen „Methodisten- oder Quäkerverein, der in dumpfer
Gedankenlosigkeit auf den Liehtstrahl der natürlichen Offenbarung
harrt*. Mit außerordentlichem Seharfsinn entwickelt er die Tat-
sache, daß alle Instinkte ihrer Natur nach nur wollend, begehrend,
niemals erkennend sind. Der Instinkt ist selbst in seinem Be-
gehren notwendigerweise blind, die Erkenntnis aber ist begrifflich
sehend, Ein Instinkt, der die Wahrheit erkennt, wäre darum eine