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für Kranken-, Unfall- und Invalidenversicherung aufgeführt sind. Wenn
man diese 3 Zahlen zusammenzählt, kommen wohl gegen 60 Millionen
heraus; aber man übersieht, daß es in den 3 Zahlen jedesmal so ziemlich
dieselben Personen sind, die als versichert aufgeführt sind.
4. Unter „Versöhnung von Nationalismus und Internationalismus® wird
der großen Bewegung in und zwischen den Völkern gedacht, welche im
Haag ihre erste große Epoche gemacht hat und sich jetzt mit verschiedenen
Mitteln und auf verschiedenen Wegen durch Völkerrechtspflege, Friedens-
propaganda und in großen, gleichartigen Verbänden durch schwere Wider-
stände hindurchzuringen sucht. Wenn irgendwo, so kann hier von einer
Autorität der Idee die Rede sein. Aber es gehört ebensoviel Weisheit wie
guter Wille dazu, hier das Maß zu finden, welches geboten ist, um nicht,
statt der Idee voranzuhelfen, ihre Widerstände zu steifen. Es muß dahin
kommen, daß es zu einem wesentlichen Bildungselement aller wird, in sich
das internationale Lebenszellchen zu entdecken und aufzupflegen, welches
die notwendige Ergänzung der nationalen Gesinnung bildet, Auf diesen
Wegen wird noch mit Experimenten gearbeitet, die nicht alle einwandfrei
sind. Da ScH. seine Forderung auf den Punkt stellt, die zur Zeit noch
ungenügenden Mittel für soziale Arbeit aus den Ersparungen an überflüs-
sigen Rüstungen zu schöpfen, so stelle ich demgegenüber die These: Ein-
schränkungen in den Rüstungen können sich nur aus der Annäherung der
Nationen durch geistiges und wirtschaftliches Zusammenarbeiten ergeben.
5. Im letzten Kapitel wird der Staat der Sozialdemokratie gegenüber-
gestellt und gesagt: auch diese ist eine Partei, welche von dir nicht grund-
sätzlich verworfen, sondern deren Mitarbeit von dir anerkannt werden muß;
Auch hier ist ScH. radikal. Er bekennt sich nicht zu dem Parteiprogramm
der Sozialdemokratie und alles zusammengenommen ist ScH. auch kein
Sozialdemokrat. Aber das ist nicht zu leugnen, daß er mit ihr zusammen-
kämpft, auch in dieser Schrift, und zwar nicht bloß gegen den preußischen
Konservatismus, sondern auch gegen jede Regierung, die zwischen den Staat
und die Sozialdemokratie eine Barrikade baut. Sc#. folgt darin FRIED-
RICH NAUMANN ziemlich treu. Nicht folgen kann ich ScH., wenn er meint,
es gäbe keine Rechtfertigung für eine Verteidigung der Grundlagen unserer
Rechtsordnung in dem Sinne, daß man eine Partei deshalb, weil sie solche
Grundlagen bekämpfe, schlechthin, verdammen dürfe. Ich meine, es gibt
solche Grundlagen, die zu verteidigen sind, aber nicht nur gerade gegen
die Sozialdemokratie, sondern gegen jede Partei, welche den Kampf gegen
diese. Grundlagen tatsächlich unternimmt, mag diese Partei die sozialdemo-
kratische, die welfische, die liberale, oder das Zentrum oder die konser-
vative sein. Und zum Schluß, für den Satz (8.94): „Auch an einem rein
theoretischen Bekenntnis zur Revolution, würde ich als Staatsmann keinen
Anstoß, nehmen“ möchte ich. wenn ich Staatsmann wäre, die Probe machen