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den Haß und schnöden Ueberfall der Feinde erst recht seine wahre
und ernste geschichtliche Kraft und Bedeutung.
Wir sollen nicht Vergleiche anstellen zwischen Bismarcks
Meisterschaft der Staatskunst und der Führung unserer Politik
seit seinem Tode. Mit Recht hat Friedrich Naumann uns diese
Mahnung zugerufen. Es genügt uns, zu erleben, daß auch heute
kraftvolle Hände das Ruder halten.
Aber ein Anderes sei uns gestattet. Unsere Feinde drängen
uns ja die Porträts ihrer führenden Männer mit lauten Empfeh-
lungen auf. Wir suchen unter ihnen vergeblich nach einem ein-
drucksvollen Genius. Beiseite stellen stellen wir die nichtssagen-
den Oberhäupter der feindlichen Mächte, die George und Niko-
lasse, von denen es so schwer zu sagen ist, welcher der eine und
welcher der andere ist.
Nur den geistigen Führer des Dreiverbandes, Herrn Edward
Grey könnte man etwa als eine Ziffer ansprechen und ich glaube,
es gäbe für einen neuen Plutarch keine lohnendere Aufgabe, als
etwa die (tegenüberstellung Edward Greys und unseres Bismarck.
Man wird nicht einwenden dürfen, daß es nicht gestattet
sei, dem lebenden Leiter der englischen Politik den längst zu
den Vätern heimgegangenen Altreichskanzler und Gründer des
Deutschen Reiches gegenüberzustellen. Ich meine, das ist sehr
wohl erlaubt und sogar aus mehr als einem Grunde geboten,
hat doch Grey erst jüngst in seiner denkwürdigen Unterhaus-
rede selbst Bismarcks Geist heraufbesehworen, indem er da-
von fabelte, daß dieser Krieg in einem Menschenalter bereits der
vierte Krieg sei, den Europa dem preußischen, das ist Bismarckschen
Militarismus verdanke. Wir danken Herrn Grey aufrichtigen
Herzens für diesen historischen Aphorismus. Wäre das Gesicht
der Zeit nicht zu ernst, es müßte die Bewohner des Erdballes
gelüsten, über diese Rede Greys ein Gelächter anzustimmen, wel-
ches das Dröhnen des Kanonendonners übertönen sollte.
Sagen wir es kurz: Im Vergleiche zu E. Greys Charakter-