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typ, aus dessen düsteren Falschmünzerzügen alles Krumme und
Schlechte, was ein Shakespeare oder Diekens in eine menschliche
Verbrecherseele hineinzusinnen vermochte, wie in Stahl geschnitten
herausspricht — im Vergleiche zu einem solchen Zerrbilde eines
Menschengesichtes ohne Seele und Körper tritt uns in der ge-
raden, hellen, kerngesunden und gewaltigen Reckengestalt unseres
Bismarck ein menschliches Wesen entgegen, dem ein ehrliches,
arbeitsames, von reinen Idealen erfülltes Volk, wie es das deutsche
ist, sein ganzes Vertrauen schenken durfte, und vor dem eine
Welt von Heuchlern sieh in die verborgensten Piratenschlupf-
winkel der entlegensten Inseln des stillen Ozeans zu verkriechen
hätte.
Wir danken Herrn Grey, daß er sich zu allem anderen auch
noch als den geschichtlichen Richter über Bismarcks Kriege auf-
gespielt hat. Aber wir Deutschen wissen die geschichtlichen Not-
wendigkeiten, aus welchen der dänische, der deutsche und der
deutsch-französische Krieg entsprangen, besser zu schätzen. Wir
wissen sehr gut, daß Preußen diese Kriege weder gescheut noch
gesucht hat, und daß Bismarek uns durch diese Kriege den Staat
und damit die Möglichkeit des politischen Atmens und Lebens
erst gegeben hat, und wir wissen auch besser als Grey, daß Bis-
marck durch diese Taten Deutschland erst in den Sattel gehoben
hat, in welchem es gegenwärtig recht gut zu reiten versteht und
seinen Ritt gerade dahin zu lenken gewillt ist, wo es Herrn Grey
am wenigsten lieb ist, nämlich in der Richtung auf Calais. Wenn
Grey im englischen Unterhause ausspricht, er wolle Sorge tragen,
daß dieser Krieg, der vierte in einem Menschenalter, welchen
Europa dem preußischen Militarismus verdanke, der letzte sei, so
ist diese offene Enthüllung des englischen Planes vom Stand-
punkte des Oberhauses deutscher Politik und Geschichtsforschung
nur zu begrüßen. Denn er zeigt mit wünschenswerter Deutlich-
keit das Ziel des Feindes. Es ist die Zerstörung von Bismarcks
Werk, die Vernichtung des Deutschen Reiches, der Untergang