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heitskampf der Kolonien Spaniens in Amerika eingreifen werde, die sich
seit 1810 von Spanien losgerissen und zum Teil bereits die Anerkennung
der Union als selbständige Staaten erhalten hatten.
Der Absatz 48 wendet sich deshalb gegen jede Ausdehnung des euro-
päischen Systems auf irgend einen Teil Amerikas. Die Union hat sich in
die bestehenden Kolonien und Dependenzen irgend einer europäischen
Macht niemals eingemischt, noch wird sie sich einmischen; ebensowenig
kannsieaber auch dulden, daß amerikanische Regie-
rungen, dieselbständig geworden und von uns anerkannt
worden sind, voneinereuropäischen Macht unterdrückt
werden oder daß von dorther ihr Schicksal bestimmt
wird.
Der Abs. 49 ]Jegt noch einmal besonders die amerikanische Politik be-
züglich Europas fest, „nämlich nichtin dieinneren Angelegen-
heitenirgendeinerihrer Mächteeinzugreifen‘“.
Die Monroedoktrin enthält somit zwei vom Verf. sogenannte „Unter-
prinzipien“. Das erste richtet sich gegen gewisse Handlungen europäischer
Mächte in Amerika und verbietet einmal die europäischenKolo-
nisationenin Amerika (Abs.7) und weiterhin die Ausdehnung
deseuropäischen Gleichgewichts- undKontrollsystems,
das in der monarchischen Staatsform seinen Grund haben soll, auf Ame-
rika. Es richtet sich gegen jede gewaltsame Einengung der politischen
Freiheit amerikanischer Staaten und gegen jede europäische Inter-
vention in amerikanischen Angelegenheiten (Abs. 48).
Nur der Gerechtigkeit wegen, um auch die Gegenleistung Amerikas er-
kennen zu lassen, wird das zweite Unterprinzip aufgestellt, wonach sich die
Union auch ähnlicher Handlungen gegen Europa enthält, sich also auch
nicht in die alten Kolonien der europäischen Staatenin
Amerika einmischt (Abs. 48) und sich hütet, in die inneren
Angelegenheiten der europäischen Politik einzugrei-
fen (Abs. 48, 49).
Im zweiten Abschnitt (S. 75—350) handelt der Verfasser über die
Monroedoktrin von der Monroebotschaft bis zur Ge-
genwart. Hier haben wir den bedeutsamsten Teil des Buches.
I. Der Schwerpunkt der Monroedoktrin liegt in dem ersten Unter-
prinzip, das sich gegen die Versuche der europäischen Mächte richtet, durch
gewaltsame Einengung der politischen Freiheit amerikanischer Staaten oder
durch koloniale Neugründungen auf amerikanischem Boden ihre politische
Macht in Amerika zu vermehren (8. 73). Dieser Teil der Botschaft ist
durch das Gefühl der Besorgnis für den ungestörten Bestand der Vereinig-
ten Staaten diktiert. Der Verf. zeigt, wie sich dieses Prinzip in der ame-
rikanischen Politik durchgesetzt und dabei fortgebildet hat. Die spätere
Politik will nicht bloß den Fortbestand, sondern auch die Fortentwickelung
Archiv des öffentlichen Rechts. XXXIV. 1/2. 19