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sollen Sie sehen, wie Deutschland in Flor kommen wird.“
Sind solehe Worte nicht geeignet, uns zu mahnen. daß wir
vom Bismarckschen Geist bei uns selbst so viel zu bergen suchen
sollten, daß es auch ohne den lebenden Bismarck mit Deutsch-
lands Weltfahrt gut voran gehen müßte? Unsere Tage sind im
höchsten Maße dazu angetan, uns darüber zu belehren. Freilich
gilt es da, mit anderem Sinn einzudringen in die Wirklichkeit
der öffentlichen Verhältnisse, als es heute noch vielfach ge-
schieht.
Für die auswärtige, die soziale und die Wehrpolitik werden
uns noch für lauge Zeit Bismarcks Taten und Worte voranzuleuch-
ten haben.
Wir erinnern an die denkwürdigen Worte, die er 1882 im
Reichstag sprach, als er sich zum Verdienste anrechnet: „die
Verhinderung irgend einer übermächtigen Koalition gegen Deutsch-
land seit 1871.*
Und im selben Reichstag sprach er zur sozialen Lage: „Wir
werden den Bedürfnissen auf dem Gebiete des Sozialismus refor-
mierend entgegenkommen müssen“ und: „Sie werden genötigt sein,
dem Staate ein paar Tropfen sozialen Oels im Rezepte beizu-
setzen“.
Wie Sterne leuchten die Gedanken des großen Mannes in
unsere Zeit herein, als Vermächtnisse des Geistes Bismarcks be-
gleiten sie jede politische Tat. Aber am gewaltigsten klang doch
immer seine Stimme, und wie blanker Stahl traf sein Wort, wenn
er dnG@edanken der Einigkeit uns ans Herz legte, denn
in der Zanksucht, dem Gotte Loki der Sage, erblickte er das
Erbübel des deutschen Volkes, und in jeder Art politischer Zer-
splitterung sah er den Grund jahrhundertelanger Ohnmacht:
„Diese Einigkeit ist die Vorbedingung unserer nationalen
Unabhängigkeit. Deshalb hüten Sie sich vor der Zerfahrenheit,
der unser Parteileben bei der unglücklichen Zanksucht der Deut-
schen und der Fureht vor der öffentlichen Meinung, bei der