struktion einer führenden „Lehrmeinung“ bietet, das geht über
jeden Spaß! — Es sei mir in diesem Zusammenhang eine ganz
allgemeine Bemerkung gestattet, die keinen Einzelnen treffen soll:
Der Ueberschwang und die Unzuverlässigkeit im Zitieren von
Belegstellen ist
Jetzt, da jeglicher lies’t und viele Leser das Buch nur
Ungeduldig durchblättern und, selbst die Feder ergreifend,
Auf das Büchlein ein Buch mit seltener Fertigkeit pfropfen,
Daß auch andere wieder darüber meinen und immer
So in’s unendliche fort die schwankende Woge sich wälze, —
wie ich schon oben angedeutet habe, leider nichts so ganz sel-
tenes. Es gibt Autoren, die wie der gravitätisch durch den Hof
schreitende Pfau jeweils nach einigen Schritten mit den eigenen
Federn es tut, nach fast jedem Satze, der oft genug nur ein Ge-
meinplatz ist, mit dem aus fremden Federn gewonnenen Schmuck
von Belegstellen ein Rad schlagen, — nur ist der verehrte Leser
dabei stillschweigend gebeten, nicht etwa aus Neugierde nachzu-
schlagen. Die Uebung findet immer mehr Eingang; sie ist
verwandt mit ungezügelter Präjudiziensucht: Wie den Ver-
fasser sein Schatten, so begleitet jede ausgesprochene Selbst-
verständlichkeit die Angabe eines anderen Fundortes. Kein Ver-
ständiger wird die Literaturangaben ernster wissenschaftlicher
Arbeiten missen wollen, die, sei es zur Darstellung einer geschicht-
lichen Entwickelung, sei es zur Kennzeichnung verschiedener An-
sichten und zur Erhärtung der einen oder zur Widerlegung einer
anderen oder aus sonstigen wissenschaftlichen Gründen gemacht
werden und gemacht werden müssen. Davon ist selbstverständ-
lich hier nicht die Rede. Gemeint sind die Erzeugnisse, die von
dem anderen, nicht minder wahren Goetheworte getroffen werden:
„Gewisse Bücher scheinen geschrieben zu sein, nicht damit man dar-
aus lerne, sondern damit man wisse, daß der Verfasser etwas ge-
wußt hat“. Ist das, was der Verfasser da aus zweiter oder so und