Full text: Archiv für öffentliches Recht. Band 34 (34)

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kungen sie erzeugt haben mag — ohne Urteil über alles dies ist 
gerade eine soziologische Betrachtung der Rechtsgeschichte un- 
möglich. GOTHEIN betont das mit: Recht (Verh. I, 323). Wenn 
es sich vollends darum handelt, aus gegenwärtigen Tatsachen eine 
Prognose zu entwickeln über das, was als deren Wirkung in Zu- 
kunft wahrscheinlich eintreten wird, und solche Prognosen schließt 
selbst das wertfreie Programm der soziologischen Gesellschaft nicht 
aus, so heißt das nichts anderes als: kausale Werturteile prägen. 
Hätte die Verhandlungsleitung der beiden Soziologentage solche 
kausalen Werturteile als erlaubt von teleologischen Werturteilen als 
verboten klar geschieden, statt nur die Parole auszugeben: keine 
Werturteile! — so wäre der wissenschaftliche Ertrag vielleicht 
noch größer gewesen. So aber wurde einerseits manche nützliche 
Erörterung stark eingeschnürt, anderseits wiederum manches rein 
teleologische Werturteil unbeanstandet durchgelassen. HARTMANNSs 
Ausführungen über die „Aufgaben“ nationaler Politik (II, 89 ff.) 
z.B. verkündeten Sein-Sollendes. KANTOROWICZ Vortrag bezeichnete 
sich selber ganz offen als ein Werturteil (I, 278 £.), und zwar ent- 
hielt er ein teleologisches Werturteil des Inhalts: Fort mit der 
formalistischen Rechtssprechung! Ersetzt sie durch die soziologische 
Methode der Rechtsfindung! Es könnte, fürchte ich, für die Zu- 
kunft der soziologischen Gesellschaft von Nachteil sein, wenn sie 
es unterläßt, den nötigen scharfen Schnitt zu tun zwischen kau- 
salen und teleologischen, erlaubten und verbotenen Werturteilen. — 
I. 
Wenn der Jurist nun in den Verhandlungen nach einem 
Reingewinn für die Rechtswissenschaft forscht, so wird er das 
Ergebnis der beiden Soziologentage verschieden bewerten müssen. 
Das im zweiten Band behandelte Problem der Rasse, der Nation 
und Nationalität berührt das Interessengebiet des öffentlichen 
Rechts; am meisten in F. SCHMIDs Vortrag über das Recht der 
Nationalitäten. Leider haben, soweit ich sehe, Juristen an dieser 
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