444 Die päpstliche Curie. (Dec. 29.)
befassen, und zwar im Sinne der von Leo stets befürworteten Milde in der
Form. Die vierte und lehte der Gemmiissionen ist wohl die wichtigste: sie
soll unter der eigenen Leitung des Papstes dem Kirchenregiment eine streng
sestemetische Gestaltung geben. Die Breven und Eneylliken der Päpste sollen
durchgesehen und aus ihnen eine einheitliche Kirchenordnung hergestellt wer-
den; Privilegien und Besonderheiten sollen wect allen, die Rechte der Bi-
schöfe u. s. w. sollen auf der ganzen Erde in 9# eicher Weise festgesetzt und
die Beziehungen n der kirchlichen Witedenträger zum heiligen Stuhle canonisch
festgesetzt wer
29. December. Der Papst befiehlt, daß die für das Con-
cilium eingerichteten Bänke u. dgl. aus der Peterskirche entfernt
werden sollen.
Der „Osservatore“ erklärt, daß Leo XllI. die Idee, ein Concilium
zusammenzurufen, nicht ganz aufgegeben habe, daß aber für eine solche Ein-
berufung der Zeitpunkt nicht als nahe gelegen betrachtet werden könne. Die
jenem Journale vom Vatican mitgetheilte officiöse Note schließt mit folgen-
den Worten: „Angesichts dieses, um nicht einen großen Theil der vaticani-
schen Basilila veerstellt und unzugänglich zu lassen, um ferner einem von
Bielen, besonders von den Fremden ausgesprochenen gerechten Wunsche, das
gran Gebäude in seinen einzelnen Theilen nicht entstellt von Zuthaten
ewundern zu können, nachzukommen, da ferner nach Verlauf von zehn
Jahren die Holzeinrichtungen hier dem Verderben unterworfen wären, so
war es natürlich, daß man daran dachte, den frichern Zustand wieder her-
zustellen. Es muß jedoch bemerkt werden, daß die Holzstücke, von denen
nur ein kleiner Theil an Kirchen und katholische Shben verschenkt wurde,
sammt dem ganzen Material auf Anordnung des hl. Vaters in den Localen
des Vaticans aufbewahrt werden müssen bis zu dem Tage, an dem es der
höttlichen Vorsehung gefallen wird, die katholische Welt unter weniger schwie-
rigen und unangenehmen Verhällnissen wicher zusammenzurufen.“
— December. Die Unterhandlungen mit Preußen über eine
Beilegung des sog. Kulturkampfes haben bis zum Schluß des Jahres
zu keinem Resultate geführt und scheinen sogar vollständig zum
Stillstande gekommen zu fein.