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„Pour le regime parlementaire, 1903, ferner PILOTY in der oben-
genannten Abhandlung im Archiv für Rechts- und Wirtschaftsphilo-
sophie, sodann REDSLOB in seinem Buche über „Die parlamen-
tarische Regierung in ihrer wahren und in ihrer unechten Form“,
Tübingen 1913, und HASBACH in dem Werke „Die parlamentarische
Kabinettsregierung“, Stuttgart 1919. Weniger bekannt, aber sehr
bemerkenswert, ıst sonst das im Jahre 1914 erschienene Buch eines
österreichischen Parlamentariers VIKTOR ZENKER „Der Parlamen-
tarismus, sein Wesen und seine Entwickelung“, das eine sehr
scharfe, aus dem praktischen Staatsleben in Oesterreich-Ungarn
geschöpfte Kritik dieses Systems liefert.
v. MoHL, der selbst parlamentarischer Reichsminister in
Frankfurt war, begründete seine Theorie damit, daß der konsti-
tutionelle Staat, wie er in Deutschland bisher bestanden habe,
dualistischer Natur sei und daß die beiden Grundfaktoren des
Staatslebens, Regierung und Volksvertretung, nur durch das par-
lamentarische System versöhnt werden könnten. Dieses System
sei dem monarchischen Prinzip nicht nur nicht entgegengesetzt, son-
dern sogar dienlich (!?). Näheres über die Beweisführungv. MOHLS
bei HASBACH, Die parlamentarische Kabinettsregierung S. 282 ff.
MOREAU bezeichnet die parlamentarische Regierung als die
vollkommenste Erscheinungsform des Repräsentativsystems.
„Es sei dessen natürlichste Form: die Parteien bildeten sich auf
natürliche Weise, ihr Ziel sei die Durchführung ihrer Forderungen, und
die parlamentarische Regierung gebe der Mehrheitspartei die Herrschaft
nicht nur über die gesetzgebende, sondern auch über die ausführende
Gewalt; es sei auch natürlich, daß die Männer, die nach ihren "Talenten
zur Regierung berufen seien, ihre Ziele vollständig zu erreichen suchten,
dies ermögliche ihnen nur die parlamentarische Regierung. Die dem-
entsprechend gewählten Minister müßten aber auch das Vertrauen des
Volkes haben, das von den Abgeordneten vertreten werde. Verschwinde
die Uebereinstimmung von Wählern und Gewählten, so sei dem Volke
durch Auflösung und Neuwahl des Parlaments die Möglichkeit gegeben,
sich hierüber zu äußern, woran es in dem amerikanischen System der
Gewaltentrennung fehle. Die parlamentarische Regierung sei ferner die
bequemste Form des repräsentativen Systems: wenn eine sichere Mehr.