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lieh in Betracht gekommen wäre; sie brachten nur neue Benen-
nungen, den Schein von Neuerungen. Ich wage die Behauptung:
alles, was sie auf diesem Gebiete zu sagen hatten, bezog sich
lediglich auf die Frage der ÖOrganisierung. Jedes Ministerium
wurde umgestaltet, ein neuer Rahmen errichtet, eigentlich aber
war für sie alles ein sogenanntes Betriebsorganisationsproblem. Als
eine ihrer höchsten Leistungen sahen sie die Errichtung des volks-
wirtschaftlichen Rates an. In der Tat eine Aufgabe so hohen
Stiles, wie sie nur der auch die Produktion umfassende Sowjet-
staat stellen kann.
Doch welche Werte konnten sie auch auf diesem Gebiete —
wo sie vielleicht weniger Dilettanten waren — schaffen? Hier-
auf will ich in großen Zügen unter Punkt III. hinweisen.
Einige Beispiele für das Vorgebrachte.
1. Volkskommissariat für Unterrichtswesen. Im Interesse der
Kräftigung des Rätesystems und des Ausbaues des kommunistischen
Staates legten sie auf die Erziehung der Jugend und die „Aufklärung
des Proletariates“ größtes Gewicht. Aus diesem Grunde hatten sie
die Unterrichtsverwaltung und die Kulturpolitik vollständig an sich
gerissen. Darüber, was sie auf diesem Gebiete geleistet, seien hier
nur einige Daten zur Orientierung angeführt. Im Volkskommissariate
fürUlnterrichtswesen betätigen sich fünf Volksbeauftragte: Sigmund
Kunfi, Georg Lukäcs, AlexanderSzabados, Tibor
Szamuelly und Josef Pogäny — sie alle waren Juden.
Von den 11 Gruppenleitern hatten sie zehn ernannt, darunter
war nur einer ein Christ. Von den ebenfalls von der Räteregierung
ernannten 27 neuen Sektionsleitern waren 21 Juden. Aus dem
hauptstädtischen Lehrkörper sind 4 Gruppenleiter und 8 Sektions-
leiter hervorgegangen. Nach dem letzten, für das ganze unver-
stümmelte Land aufgestellten Budget hat die Anzahl der im Unter-
richts- und Kultusministerium angestellten Beamten 494 betragen,
deren Bezüge pro Jahr insgesamt 1954582 Kronen ausmachten.
Obgleich die Bolschewisten nur !/s des Landes beherrschten, war