Full text: Archiv für öffentliches Recht. Band 45 (45)

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Theorie doch erst hinterdrein nach dem Willen des Volkes handeln sollten“. 
Treffend bezeichnet er das als „den Schlangenkreis demokratischer Logik“ 
(S. 111). Die Masse ist in Wahrheit zur politischen Ohnmacht verurteilt, 
auch in der Demokratie und nur „die utopische Meinung von der grenzen- 
losen Vervollkommnungsfähigkeit der Menschen könnte für eine ferne Zu- 
kunft die Demokratie als richtige Staatsform in Aussicht nehmen“ (S. 113). 
Treffend erscheint mir auch seine Kritik KELSENs, wenn er darauf hin- 
weist, daß gerade die Demokratie keine Auswahl von Führerpersönlichkeiten 
garantiert, sondern daß sie letzten Endes zur Demagogie und Herrschaft der 
Straße führen muß. Wenn man, wie bei uns, immer auf England als 
Musterbeispiel einer fähigen Demokratie hinweist, so muß darauf hinge- 
wiesen werden, daß dort gerade der stark aristokratische Zug des klassischen 
Parlamentarismus bisher England vor diesen Konsequenzen bewahrt hat, 
daß wir aber gerade in Liyod George schon ein typisches Beispiel eines 
derartigen Demagogen vor uns sehen. „Gerade die Auswahl der Führer 
ist eines der traurigsten Kapitel der Demokratie“ (S. 116). Auch der 
zweite Beweisgrund KELSENs, die Fähigkeit der Demokratie, Minderheiten 
in sich aufzunehmen, wırd von SPAnN als nicht stichhaltig erwiesen 
(S. 117 ff). „Mehrheit und Minderheit vertragen sich bei ganz großen 
politisch durchgreifenden Verschiedenheiten auch in der Demokratie schlecht- 
hin nicht“ (S. 117). „Die Demokratie führt notwendig zu einer solchen 
Atomisierung d. h. zu einer solchen Spaltung und Zerreißung des Staates 
in Parteien (die keine starke einheitliche Gewalt mehr im Zaune hält), daß 
der Zäsarismus die einzige Erlösung ist, welche schließlich die Völker 
noch ersehnen können* (S. 117). Sollten nicht die heutigen politischen 
Zustände, wie sie sich in manchen deutschen Ländern ausgebildet haben 
und das starke Aufkommen des Faszismus für die Richtigkeit dieser Aus- 
führungen sprechen ? 
Auch der Kapitalismus, der ja nur die formellen Möglichkeiten wirt- 
schaftlicher Gleichheit gibt, wird von ihm als Krise des Individualismus 
aufgefaßt. „Der Kapitalismus ist geistig ebenso gegen die Natur der Wirt- 
schaft wie der politische Individualismus gegen die Natur des Staates und 
der Gesellschaft“ (S. 123), 
Im folgenden gibt der Verf. eine eingehende Darstellung und Kritik 
des Marxismus, den er schon vorher (S. 98) als eine Mischform von Indivi- 
dualismus und Universalismus bezeichnet hatte (S. 126—178). Als Resultat 
seiner Kritik des Zeitgeistes stellt der Verf. zwar äußerlich einen Pyrrhus- 
sieg des Individualismus fest, in dem sich aber schon die Geburtswehen 
des Universalismus bemerkbar machen (S. 182). 
Der „dritte aufbauende Teil“ bringt schließlich die Ideen des Verf. 
über einen universalistischen Aufbau der Gesellschaft. Er sieht ihn im 
Ständestaat. Im Anschluß an seine Unterscheidung von Gemeinschaften 
und Genossenschaften unterscheidet er geistige und handelnde Stände
	        
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