— 31 —
Armee- Verordnungs-Dlatt.
Herausgegeben vom Kriegd-Minifterium.
6. Sahrgang. Berlin, den 29. Iuli 1872. Nr. 18.
Gehrudt und in Kommiffton bet €. ©. Mittler & Sohn, Königlie Hofbuhhandfung, Kocftraße 69.
Der vierteljährliche Pränumerationspreis diefes Blattes beträgt 15 Sgr. Abonnirt fann werden: aufechalb bel den
oftanftalten und bei den Budbandlungen, In Berlin bei ber Erpebitlon, Rodiftrafe
Bei der Tetteren find aud einzelne Eremplare biejer en zu bem ermäßigten Preife von 21/3 Sr. pro Eremplar
Nr. 310.
Einführungsgefeß
zum Militeir- Strafgefegbuche für das Deutfche Neih. Wom 20. Suni 1872.
Mir Wilhelm, von Gottes Onaden Deutfher Koifer, König von Preußen sc. verordrnen im Namen des
Deutfchen Reiche, nady erfolgter Zuflimmung des Bundesrathes und des MeichBtages, mas folgt:
1.
Das Militair-Strafgefegbud für das Deutjche eich tritt im ganzen Umfange des Bundesgebietes
mit dem 1. Oktober 1872 in Aroft aft. 9 ) 4 ganz 8 g
Mit diefem Tage treten im ganzen Bundesgekiete alle Deilitairftrafgefege, infomweit fie materielles
Strafrecht, zum Öenenftande haben, außer Sraft.
In Kraft bleiben die VBorfchriften über die Beftrafung der von Fandgendarnıen begangenen ftrafba»
ren Handlungen, fomwie die Vorfchriften Über die Beftrafung der yahnenflüctigen im Wege des Ungehorfams-
(Kontumazial.) Verfahrens.
De gegen finden die Beflimnungen des Militair-Strafgefegbucdhes auch auf die Dffiziere & la suite
Unmwendung, welche nicht zum Soldatenftande gehören, wenn und injolange fie zu vorübergehender Dienft-
leiftung zugelaffen find, foroie in Bezug auf Handlungen gegen die militairifche Unterordnung, welde fle be-
gehen, mährend fie die Militairuniform tragen.
3.
Eine Berofung in Gemäpbeit des Militair- Strafgefehbudes fann nur auf Grund eined gericdht-
lihen Erfenntniffed erfolgen
Sn leichteren Sälen lönnen im Dis Kg neahndet werde
1) Vergehen wider die SS. 64, 89 Abfag 1 91 Abfag 1, 92, 121 Wbfag 1, 137, 141 Abfag 1,
146, 151;
2) Vergehen wider $. 114, wenn die ftrafbare Handlung nur in dem Borgen von Geld oder in der
Annahme von Gefchenten ohne VBormwiften de8 gemein aihen Borgefegten beftebt.
Sebod darf im Disziplinarmege Feine andere ireiheitöftrafe, al8 Ürreft feftgefegt werden, und bie
Dauer befielben vier Wochen gelinden Ürreftcß oder Stubenarrefted, drei Wochen mittleren Ürrefles oder vier.
zehn Tag, Rrengen Arreftes nicht Überfteigen.
Urlundlid) unter Unferer Söchfleigenhändi en Unterferift und beigedrudtem SKaiferlihen Inflegel.
Gegeben Schloß Babelsberg, den 20. Funi 872
(L. S.) Wilhelm.
Für von Bismard,