1758
I — 18 —
als merke er nichts. Um Mittag setzte er sich mit seinen Generalen zu Tisch.
Plötzlich, um 3 Uhr, gab er Befehl zum Angriff. Im Nu standen die Soldaten
in Reih und Glied. Der kühne General Seydlitz warf zum Zeichen des be-
ginnenden Kampfes seine Pfeise in die Luft, und mit dem Rufe: „Vorwärts!“
sprengte er mit seinen Reiterscharen unter die verdutzten Franzosen. Auf der
anderen Seite rückte Friedrich mit dem Geschütze und der Infanterie vor, und
in zwei Stunden war der Kampf entschieden.
Der französische Heerführer wurde von einem pommerschen Dragoner hart verfolgt
und braun und blau geschlagen. Der Pommer hätte den Franzosen gar zu gern lebendig
gefangen, doch rettete diesen sein flinkes Pferd vor dieser Schmach.
Bis hinter den Rhein liefen die Franzosen. Ihr Ubermut war schrecklich
bestraft worden. Damals entstand das Spottlied:
„Und wenn der große Friedrich kommt und klopft nur auf die Hosen,
so läuft die ganze Reichsarmee, Panduren und Franzosen.“
e. Leuthen. 1757. Friedrich hatte keine Zeit, die Franzosen zu verfolgen.
Er mußte nach Schlesien, das von den Osterreichern besetzt worden war. Als
er mit seiner kleinen Armee dort ankam, spotteten die Feinde über die „Berliner
Wachtparade“. Friedrich wußte, daß er eine dreifache Ubermacht vor sich hatte,
aber er vertraute der Tapferkeit seiner Soldaten. Mit dem Gesange frommer
Lieder zogen die Preußen am Morgen des 5. Dezember dem Feinde entgegen.
Ein Adjutant fragte den König, ob er den Soldaten das Singen verbieten solle.
„Laß Er das!“ entgegnete der König und wandte sich dann an Zieten mit der
Frage: „Meint Er nicht, daß ich mit solchen Truppen siegen werde?“ Der
Kampf begann. Nach drei Stunden waren die Feinde geschlagen und an 20000
Mann gefangen. Am Abend stimmte ein alter Grenadier mitten auf dem
Schlachtfelde das Lied an: „Nun danket alle Gott!“ und die ganze Armee sang
das schöne Lied mit. Im Lande aber jubelte das Volk:
„Es lebe durch des Höchsten Gnade der König, der uns schützen kann,
so schlägt er mit der Wachtparade noch einmal neunzigtausend Mann.“
Wie begeistert die Soldaten für ihren König waren, davon nur ein Beispiel. Ein
gefangener bayrischer General traf auf dem Schlachtfelde einen preußischen Grenadier,
der in seinem Blute schwamm. Beide Beine waren ihm abgeschossen. Aber ruhig saß
er da und rauchte seine Pfeife Tabak. „Es wundert mich,“ sagte der General zu ihm,
„daß du trotz deiner Schmerzen noch so vergnügt die Pfeife rauchst.“ Kaltblütig ent-
gegnete der Verwundete: „Ick sterw for Fritze!“
k. Zorndorf und Kunersdorf. Im Jahre 1758 mußte Friedrich zum
erstenmal gegen die Russen ins Feld ziehen. Diese hatten schon die Provinz
Ostpreußen in Besitz genommen und fielen von hier aus in die Neumark ein.
Wie wilde Horden plünderten, sengten und mordeten sie hier. Friedrich eilte
dem Feinde entgegen. „Habt nur Geduld, Kinder," so tröstete er die jammernden
Bewohner, „ich will euch alles wieder aufbauen.“ Und zur Linderung der Not
ließ er sofort 600000 % verteilen. Bei Zorndorf kam es zur Schlacht. Von
früh 9 Uhr bis abends 10 Uhr wütete der grimmige Kampf. Endlich mußten sich
die Russen zurückziehen. Im nächsten Jahre griff Friedrich die Russen und
OÖsterreicher bei Kunersdorf an, erlitt aber eine furchtbare Niederlage. Im
wilden Schlachtgewühl wurden ihm zwei Pferde unter dem Leibe erschossen. Auch
ihn selbst traf eine Kugel, die aber zum Glück von einer goldenen Dose in seiner
Westentasche aufgehalten wurde.