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An der wirtschaftlichen Erschließung arbeiten außer
dem Staat 1907: 57 belgische und 28 fremde
Gesellschaften mit einem Kapital von 143 bzw.
40 Mill. Franken. — Die Einnahmen des Kongo-
staates betrugen nach der Abrechnung für 1906:
34,6, die Ausgaben 28,8 Mill. Franken; das
Budget für 1908 veranschlagt die Einnahmen auf
35,4, die Ausgaben auf 39,9 Mill. Franken; die
Staatsschuld belief sich 1906 auf 77,4 Mill.
Franken.
Literatur. Die ältere Literatur ist verzeichnet
bei Wauters, Bibliographie du Congo 1880/95
(Brüssel 1895); Lallemand, L'Euvre congo-
laise (ebb. 1897); Etudes ethnologiques et ethno-
graphiques sur les populations du Congo u.
Questionnaire ethnographique et sociologique
(beide hrsg. vom Museum des K.s, ebd. 1898);
Eilson, Goffart u. a., L'Euvyre coloniale du roi
en Afrique, résultats du 20 ans (ebd. 1898);
Boulger, The Congo State (Lond. 1898); Cattier,
Droit et administration de I’Etat Indépendant
du Congo (Brüssel 1898); Blanchard, Formation
et constitution de I’Etat Indépendant du Congo
(Par. 1899); Le Régime foncier aux colonies
Bdl#hrsg. vom Internat. Kolonialinstitut, Brüs-
sel 1899); Wauters, L'Etat Indépendant du Congo
(ebd. 1899); Schmeltz, Klosters u. Raar, Album
der Ethnographie des Kongobeckens (Haarlem 1900);
Morel, Affairs of West Africa (Lond. 1902);
derf., Red Rubber (ebd. 1906); Descamps, L'Afrr=
que nouvelle (Brüssel u. Par. 1903; engl. Lond.
1903); Bourne, Civilisation in Congoland (Lond.
1903); Nys, The Independent State of the Congo
and the international Law (Brüssel 1903); Wack,
The Story of the Congo Free State (Neuyork
1905); KRapport de la Commission d'’Enquete
(Brüssel, *½ 1905); Mille, Le Congo Léopoldien
(Par. 1906); Vermeersch, La question congolaise;
Les destinées du Congo Belge (Brüssel 1906);
Cattier, Etudes sur la situation de I’Etat Indé-
pendant du Congo (ebd. 1906); Lemaire, Missions
scientiffqgues Congo-Nil (ebd. 1906); Louwers,
lements du droit de I’Etat Indépendant du
Congo (ebd. 1907); L'Etat Indépendant du Congo
(6 Bde, ebd. 1904/07; amtlich); Castelein, The
Congo State, its Origin, Rights and Duties (Lond.
1907); Frobenius, Im Schatten des K.es (1907);
Starr, The Truth about the Congo (Chicago
1907); Goffart u. Morissens, Le Congo physique,
olitique et économique (Brüssel 1908); John-
# George Grenfell and the Congo (2 Bde,
Lond. 1908); Michaux, Au Congo (Brüssel 1908);
Beccari, II Congo (Rom 1908); Wirtz, L'Etat du
Congo (ebd. 1909); Vandervelde, Les derniers
jours de I’Etat du Congo (ebd. 1909). — über
issionen: van Straelen, Missions catholiques et
protestantes au Congo (Brüssel 1908); Bentley,
Pioneering on the Congo (2 Bde, Lond. 1900);
Renouard, L'Ouest-Africain et les Missions ca-
tholiques (Par. 1904); Les Missions belges
(Brüssel 1898 ff); Le mouvement des missions
catholiques au Congo (ebd. 1888 ff). — Zeit-
schriften: La Belgique coloniale; La Belgique
maritime et coloniale; Annales du Musée du
Congo; Le Congo Belge; Mouvement 8géogra-
Phique (sämtlich Brüssel); Bulletin ofliciel de
T’Etat Indépendant du Congo (amtliches Organ,
Kongresse usw.
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seit 15. Nov. 1908 Bulletin officiel du Congo
Belge). Lins.)
Kongresse, Konferenzen. 1. Histo-
rische Nachweise. Eine rechtsetzende Gewalt
ist in Wahrheit auch im Völkerrecht vorhanden.
Mag diese bei dem Mangel einer festgegliederten
Organisation schwerfällig genug in Bewegung ge-
setzt werden, so fehlt ihr doch nicht die Möglich-
keit, das Recht zu weisen und anzuwenden. Vor-
züglich in den Vereinbarungen der Staaten selbst,
und zwar meistens auf internationalen Konferenz
und Kongressen, hat sie bisher und wird sie auch
weiterhin die künftig anzuwendenden Rechtssätze
feststellen. Solche ausdrückliche Rechtssetzungen
find dann Quellen des Völkerrechts (Bergbohm,
Staatsverträge und Gesetze als Quellen des Völker-
rechts (18771); v. Liszt, Völkerrecht (519071 82).
Verträge, welche dazu bestimmt sind, wo möglich
ein allgemeines Recht der Gemeinschaft der Kultur-
staaten zu schaffen, werden zu allgemeinem Ver-
tragsvölkerrecht dadurch, daß die übrigen Staaten
ausdrücklich oder stillschweigend den Vereinba-
rungen der aktiven Staaten, denen die genaueste
Abmessung der Machtsphären der übrigen Staaten
im Interesse der Friedenserhaltung zukommt, in
der Folge beitreten.
Ihrer Zusammensetzung nach sind die Kon-
gresse teils Monarchenkongresse gewesen (Erfurt
1808, Troppau 1820, Laibach 1821) teils Ge-
sandtenkongresse teils gemischte (Wiener Kongreß
1814/15, Kongreß von Verona 1822), ihrem
Zweck nach teils Friedenskongresse (so alle älteren
bis zum Wiener Kongreß) teils Kongresse zur
Schlußfassung über anderweitige, die Gleichge-
wichtslage berührenden Angelegenheiten. Durch
besondere Feierlichkeit und eine bis dahin unge-
wöhnliche Zahl illustrer Persönlichkeiten ausge-
zeichnet war der Wiener Kongreß, dessen Schluß-
akte (9. Juni 1815) außer den fünf Großmächten
auch Spanien, Portugal und Schweden unter-
zeichneten. Zu den Kongressen der Pentarchie
sollte auch noch diejenige Macht beigezogen wer-
den, welche die Entscheidung des Kongresses an-
gerufen hatte. Auf dem Pariser Friedenskongreß
von 1856 waren außer den fünf Großmächten die
Türkei und Sardinien als am Kriege mitbeteiligte
Staaten vertreten, der Berliner Kongreß von 1878
war von den sechs Mächten ersten Ranges und der
Türkei beschickt.
Konferenzen sind in vielen Fällen zu-
sammengetreten zur Vorberatung des Materials
für Kongresse, zur Durchführung der Kongreß-
beschlüsse in unerledigt gebliebenen Punkten (Ber-
liner Botschafterkongreß 1880), zur Reglung ein-
zelner Fragen politischer Natur (Londoner Kon-
ferenzen wegen Griechenlands 1827/28, wegen
Belgiens 1830/31, wegen Schleswig-Holsteins
1864, Luxemburgs 1867, in Reglung der türki-
schen Meerengenfrage 1841, 1871), im Interesse
des internationalen Handels und Verkehrs (Zoll-,
Münz-, Telegraphen-, Post= und Eisenbahnkon-