Full text: Staatslexikon. Vierter Band: Patentrecht bis Staatsprüfungen. (4)

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Die Handelsbilanz des Landes ist im all- 
gemeinen aktiv, nur im Jahr 1908 steht infolge 
der schlechten Ernte die Ausfuhr hinter der Ein- 
fuhr im Gegensatz zu früheren Jahren zurück. Von 
der Einfuhr, deren Gesamtwert 381,4 Mill. M 
betrug, entfielen auf Metalle und Kohlen 80,2, 
auf vegetabilische Webstoffe und -waren 59,5, auf 
Wollwaren 30,3, auf Maschinen 30, auf Kon- 
fektionswaren 16,9, auf Lederwaren 12,4, auf 
Fahrzeuge 10,8 Mill. A7 usw. Im Ausfuhrhandel 
nehmen Zerealien mit 225,9, Petroleum mit 
30,9 und Holzerzeugnisse mit 20 Mill. M an 
16 des Gesamtwerts (302,35 Mill. M) ein; 
größere Werte bringen noch Gemüse (9,4), tieri- 
sche Erzeugnisse (5.54) und lebende Tiere (2,1 
Mill. M). Die wichtigsten Herkunfts= und Be- 
stimmungsländer sind Deutschland (34% der 
Einfuhr, 6.5 % der Ausfuhr), Osterreich-Ungarn 
(23 und 6,77%), Belgien (3,1 und 28 %½), 
Großbritannien (16,1 und 10.66 %% ), die Nieder- 
lande (1,4 und 16 ½%), Italien (5,2 und 9,1%%), 
Frankreich (5,6 und 7,15%) und die Türkei 
(3,4 und 5,1%). 
Verkehr. Die ersten Eisenbahnstrecken wurden 
von Privaten (meist ausländischen Gesellschaften) 
gebaut, seit 1880 baut der Staat selbst und sucht 
auch die privaten Bahnen an sich zu bringen. Im 
September 1909 waren 3309 km im Betrieb, 
davon 3187 km Staatsbahnen. Der Bau von 
Landstraßen hat seit dem Inkrafttreten des Wege- 
baugesetzes 1868 große Fortschritte gemacht; 
gegenwärtig bestehen an 31 000 km, von denen 
über 3000 km als Nationalchausseen vom Staat 
gebaut und unterhalten werden. Für die Schiff- 
fahrt bieten die Donau 950, der Pruth 500 km 
fahrbare Straßen. Um die Mündungen der Donau 
und der angrenzenden Teile des Meeres von Sand- 
bänken und andern Hindernissen zu befreien und 
sie für die Schiffahrt in bestmöglichen Zustand zu 
versetzen, wurde durch Art. 16 des Pariser Ver- 
trags von 1856, bestätigt mit erweiterten Befug- 
nissen durch den Berliner Vertrag 1878, die 
Europäische Donaukommission in Galatz errichtet, 
deren Dauer von 1883 bis 190864 festgesetzt wurde 
(seither stillschweigend Verlängerung um je drei 
Jahre). Die Kommission ist unabhängig von der 
rumänischen Regierung und hat als gemeinsame 
Vertretung der 7 Vertragsmächte und Rumäniens 
gewisse Vollmachten mit souveräner Gewalt über 
die Strecke der Donau von Braila abwärts, übt die 
Polizei aus, beschließt und veröffentlicht Verord- 
nungen mit Gesetzeskraft, erhebt Steuern, nimmt 
Anleihen auf und verfügt über diese Hilfsmittel 
zum Zweck der Arbeiten im öffentlichen Interesse. 
Sie hat eine Reihe von außerordentlich wichtigen 
Arbeiten durchgeführt, so die Vertiefung des Su- 
linaarms der Donau auf 5.6 m bei niedrigstem 
Wasserstand, die Beseitigung der Barren vor der 
Mündung, die Errichtung von Leuchttürmen an 
der Mündung und den Fluß aufwärts bis Ga- 
latz usw. Zu ähnlichen Zwecken wurde durch Ver- 
Rumänien. 
  
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einbarung zwischen Osterreich, Rumänien und 
Rußland 1886 für den Pruth eine Gemischte 
Pruthkommission eingesetzt und der Verkehr auf 
dem Pruth für jede Flagge als frei erklärt. An 
der Sulinamündung liefen 1908: 1010 Schiffe 
mit 1607 627 Registertonnen aus, auf dem Pruth 
liefen 709 Schiffe ein und 813 Schiffe mit 
165 194 R.-T. aus. Im Seeverkehr liefen 1908: 
32915 Schiffe mit 9269 209 R.-T. ein, 32564 
Schiffe mit 9194 311 R.-T. aus. Am Seeverkehr 
ist die rumänische Flagge weit geringer beteiligt als 
am Flußverkehr, für den die Regierung einen eig- 
nen Schiffsdienst eingerichtet hat. Die eigne Han- 
delsflotte hatte 1909: 495 Schiffe mit 145 166 
Tonnengehalt. 1908 bestanden 3280 Postbureaus, 
3047 Telegraphenanstalten, 9980 Telephonsprech- 
stellen. — Für den Geldverkehr bestehen die 
Rumänische Nationalbank, die Depositenkasse, die 
Banca generala Rumana, die Rumärnische 
Kreditbank, die Bukarester Depositenkasse, die 
Bank Marmorosch, Blank u. Co., die Bank of 
Roumania usw. Münzeinheit ist der Leu zu 100 
Bani im Wert von 80 Pfennig; es werden Gold- 
münzen zu 20, 10 und 5 Lek, Silbermünzen (ge- 
setzliches Zahlungsmittel nur bis zum Betrag von 
50 Le) zu 5, 2, 1 und ½ Lej geprägt, ferner 
Nickel= und Bronzemünzen. Für Maße und Ge- 
wichte besteht seit 1876 das metrische System. — 
Die Finanzen des Landes weisen seit Jahren 
bei den definitiven Abrechnungen UÜberschüsse auf, 
so 1904/05: 45,4, 1906/07: 52,9, 1907/08: 
63,3, 1908/09: 51,5 Mill. Lei. Das Budget 
für 1909/10 veranschlagt die Einnahmen und 
Ausgaben auf je 435,685 Mill. Ler; Hauptposten 
der Einnahmen sind (in Mill. Le) direkte Steuern 
(42,24), indirekte Steuern (72,56), Stempel und 
Registrierungsgebühren (23.6), Staatsmonopole 
(besonders Tabak; 63,25), öffentliche Dienste 
(108,18), Staatsdomänen (29,03), Finanzmini- 
sterium (60,95) usw.; der Ausgaben die Mini- 
sterien der öffentlichen Arbeiten (78.34), des 
Innern (44,58), der Finanzen (182,45), des 
Kriegs (56,17), des Kultus und öffentlichen 
Unterrichts (41,35), der Justiz (10,43) usw. Die 
Stoatsschuld belief sich am 1. April 1910 auf 
1437,216 Mill. Leu (dazu kommt eine 4% amorti- 
sierbare Rente von 128 Mill. Lei, die zurzeit auf- 
genommen wird). 
Literatur. Geschichte. Gesch. R.3 von Toci- 
lescu (Buk. 1886 u. ö.), Tenopol (6 Bde, Jasi 
1888/93, auch in französ. Bearbeitung, 2 Bde, 
Par. 1896), A. A. C. Sturdza (ebd. 1904), Co- 
galniceanu (u. A. Jasi I 1903), Jonescu (1 Buk. 
1905), Jorga (deutsch, 2 Bde, 1905; hier auch Über- 
sicht über die ältere Lit.). über das Mittelalter die 
großen Aktensammlungen von Hurmuzaki u. Jorga; 
Densusianu, Hist. de la langue roumaine (Par. 
1903). Über das 19. Jahrh.: Petrescu u. Sturdza, 
Actes et documents relatifs à la régéneration 
de la R. (9 Bde, Buk. 1889/1901); Eliade, 
L’esprit public en R. au XIXe siècle (Par. 1905); 
A. A. C. Sturdza, Hist., de la R. 1821/59 (ebd.
	        
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