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erteilt, doch kann eine Ermäßigung des Schul-
gelds beansprucht werden, wenn die Kinder der
konfessionellen Minderheit dem Religionsunterricht
der öffentlichen Volksschule fernbleiben. (Der Be-
such protestantischen Religionsunterrichts ist für
katholische Kinder bis zum 12. Lebensjahr gesetz-
lich zulässig.) Da das Volksschulgesetz von 1873
verschiedene veraltete Bestimmungen enthält, soll
im Herbst 1911 ein neuer Entwurf dem Landtag
vorgelegt werden, der aber den konfessionellen
Charakter der Schule und die geistliche Ortsschul-
aussicht gewahrt wissen will, doch sind schon seit
geraumer Zeit Bestrebungen im Gang, im neuen
Gesetz zum mindesten die geistliche Ortsschulauf-
sicht zu beseitigen.
An katholischen Schulen besteht ein Progymna-
sium (Dresden), ein Lehrerseminar (Bautzen) und
1906:51 öffentliche Volksschulen. Außerdem wird
an über 130 Orten katholischer Religionsunter-
richt an katholische Schüler protestantischer Schulen
erteilt. Von den (1906) 23 805 katholischen Kin-
dern besuchen nur etwa 15 000 (62 % )katholische
Schulen. Von den übrigen 9000 Kindern sind
etwa 3500 Kinder sogar ohne katholischen Reli-
gionsunterricht. Die dringend notwendige Errich-
tung neuer Schulen scheitert meist am Mangel
finanzieller Leistungsfähigkeit der katholischen
Minderheit. Infolge dieser Schulnot (und nicht
minder der Kirchennot) sind im letzten Jahrzehnt
wei, über 10 000 Katholiken protestantisch ge-
worden.
Literatur. Codex diplomaticus Saxonige re-
gise (1864 ff); Weiße, Gesch. der kursächs. Staaten
(7 Bde, 1802/12, auch staatsrechtl. beachtenswert);
Gretschel-Bülau, Gesch. des sächs. Volks (3 Bde,
21863/64); Böttiger-Flathe, Gesch. des Kur-
staats u. Kgr. S. (3 Bde, 21867/73); Machatschek,
Gesch. des Kgr. S. (1861); E. Brandenburg, Moritz
von S. (1898); S. unter König Albert (1898;
Verf. nicht genannt); Sturmhoefel, Gesch. der sächs.
Lande u. ihrer Herrscher (2 Bde, 1898/1909);
Hassel, König Albert (2 Tle, 1898/1900); Mentz,
Johann Friedrich der Großmütige (1903/08); O.
Kaemmel, Sächs. Geschichte (21905, Sammlung
Göschen); A. Philipp, August der Starke (1908);
Archiv für sächs. Gesch. (21 Bde, 1862/79); Neues
Archiv für sächs. Gesch. (1880 ff); Bibliothek der
sächs. Gesch. u. Landeskunde, hrsg. von Buchholz
(1902 ff).
Zemmrich, Landeskunde des Kgr. S. (1906,
Sammlung Göschen); Wuttke, Sächs. Volkskunde
(21903); Statist. Jahrbuch (seit 1871); Zeitschrift
des Statist. Bureaus (seit 1905) bzw. Landesamts
(seit 1855); P. E. Richter, Literatur der Landes-
u. Volkskunde des Kgr. S. (1889, verschiedene
Nachträge).
C. H. v. Römer, Staatsrecht u. Statistik des Kur-
fürstentums S. (3 Bde, 1787/92); Opitz, Das
Staatsrecht des Kgr. S. (2 Bde, 1883/87); Leut-
hold, Das Staatsrecht des Kgr. S., in Marquard-
sens Handbuch des öffentl. Rechts (1884); Fricker,
Staatsrecht des Kgr. S. (1891, unvollendet); O
Mayer, Das Staatsrecht des Kgr. S., Bd IX des
Offentl. Rechts der Gegenwart (1909). v. Witzleben,
Sachsen-Altenburg.
846
Die Entstehung der konstitutionellen Verfassung
des Kgr. S. (1881); C. von der Mosel, Hand-
wörterbuch des sächs. Verwaltungsrechts (11907);
Prinz Max, Herzog zu S., Die staatsrechtl. Stel-
lung des kgl. sächs. Markgrafentums Oberlausitz
(Diss., Leipz. 1892). Pache, Gesch. des sächs. Land-
tagswahlrechts von 1831 bis 1907 (1907); Der
sächs. Landtag 1909/15, in Biogr.-statist. Handbuch
(1910); Löbe, Der Stahtshaushalt des Kgr. S.
(21906); Schuster u. Francke, Gesch. der sächs.
Armee (3 Tle, 1885); Lobe, Ursprung u. Entwick-
lung der höchsten sächs. Gerichte (1905); Glock u.
Kloß, Das im Kgar. S. geltende Reichs= u. Landes-
recht (1906, Nachtrag 1908); Kloß, Sächf. Landes-
privatrecht (21908; Erg.-Bd zu Dernburgs Bür-
gerl. Recht).
A. Theiner, Gesch. der Zurückkehr der regieren-
den Häuser von Braunschweig u. S. in den Schoß
der kath. Kirche im 18. Jahrh. (1843); F. A. For-
werk, Gesch. u. Beschreibung der kath. Hofkirche zu
Dresden; nebst einer kurzen Gesch, der kath. Kirche
in S. seit dem Religionswechsel des Kurfürsten
Friedrich August I. (1851); Histor.-polit Blätter
LXXXVIII (1881), Die kath. Diaspora Nord-
deutschlands, Das Kgr. S., S. 575 ff 651 ff 737 ff;
E. Klein, Art. „S.“, Apost. Vik., im Kirchenlexikon
von Wetzer u. Welte X (21897); Vehring, Lehr-
buch des Kirchenrechts (1893) 204ff; Blanck-
meister, Sächs. Kirchenrecht (21906, protest.); Kolbe,
Handbuch der Kirchenstatistik für das Kgr. S.
(211910); ders., Handbuch der Schulstatistik für
das Kar. S. (2 1910). LSacher.
Sachsen-Altenburg. 1. Geschichte.
Die Burggrafschaft Altenburg gehörte zu den
Stammländern des Meißenisch-Sächsischen Hau-
ses. Durch den Vertrag von 1485 kam das Gebiet
des heutigen Herzogtums an die ernestinische
Linie, fiel infolge der Wittenberger Kapitulation
von 1547 wieder an die albertinische Linie, kam
aber im Naumburger Vertrag vom 24. Febr. 1554
wiederum an die ernestinische Linie, bei der es
seitdem verblieb. Der Vertrag vom 13. Nov. 1603
teilte die Weimarischen Lande in Sachsen-Weimar
und Sachsen-Altenburg. Beim Aussterben der
Altenburger Linie (1672) gelangten durch Vergleich
vom 16. Mai 1672 zwischen den aus der alten
weimarischen Linie hervorgegangenen zwei Linien,
der neuen weimarischen und der gothaischen Linie,
die altenburgischen Gebietsteile an Herzog Ernst
den Frommen zu Gotha. In den verschiedenen
Teilungen (1679/81) des gothaischen Besitzes
unter die 7 Söhne Ernst des Frommen verblieb
Amt und Stadt Altenburg bei Gotha, der übrige
Teil des Gebiets fiel Gotha beim Tod des Her-
zogs von Eisenberg (1707) wieder zu. Altenburg
blieb seitdem als ein besonderes Land mit Gotha
vereinigt bis zum Aussterben der gothaisch-alten-
burgischen Linie (1821). Nach einer kurzen ge-
meinsamen Zwischenregierung der drei Linien
Sachsen-Meiningen, Sachsen-Hildburghausen und
Sachsen-Coburg-Saalfeld (nur diese drei waren
vvon der sieben Linien der Söhne Ernst des From-
men noch übrig) kam der Teilungsvertrag vom
12. und 15. Nov. 1826 zustande, auf Grund dessen