Full text: Staatslexikon. Vierter Band: Patentrecht bis Staatsprüfungen. (4)

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men und Lübeck zu den Senaten (Deputationen). 
Unter den einzelnen Regierungen stehen Oberfisch- 
meister, Fischmeister und Fischereiaufseher. Ferner 
sind vorhanden die preußische Ministerialkommis- 
sion zu wissenschaftlichen Untersuchungen, Biolo- 
gische Anstalt u. a. 
Von privaten Vereinigungen sind zu erwähnen 
der Deutsche Nautische Verein, der Zentralverein 
deutscher Reeder, Schulschiffverein, Fischereiperein, 
die Deutsche Schiffbautechnische Gesellschaft usw., 
die alle im Interesse der Schiffahrt eine sehr er- 
sprießliche Tätigkeit entfalten. 
In andern Seestaaten sind ähnliche Einrich- 
tungen wie in Deutschland. 
Schiffahrtsbewegung. Die Gesamttonnage 
der Welthandelsflotte (ausschließlich Schiffe unter 
00 t) beträgt 41 915 000 t. Auffallend ist die Ab- 
nahme der Segelschiffe und die Zunahme der 
Dampferflotte. 
  
188668 1900 1910 
- t 
  
  
Die Gesamidampfertonnage 10 291 000 22 369 000 37 291.000 
Die Gefamtseglertonnage 11 217 000, 6 674 000 4 624 000 
Zusammen 21 508 000 29 043 000 41915 000 
Die Weltdampferflotte hat mithin in den letzten 
25 Jahren um 27000 000 t zugenommen, die 
Seglerflotte hingegen um 6 593.000 t abgenommen. 
Für die richtige Beurteilung der Leistungsfähigkeit 
dieser Tonnage muß die Steigerung der Leistungs- 
fähigkeit der Dampfertonne berücksichtigt werden. 
Diese war 1886: Zmal, 1900: 3½mal und 1910: 
4mal so groß wie die der Seglertonne. 
Das Konstruktionsmaterial hat gleichfalls große 
Anderungen erfahren. Es wurden gebaut: 
  
  
  
  
  
T 1888 1910 
1 % % 
Dampfer aus Hbleizz 3.77 1.39 
" Eise 86.55 9,85 
R„ „ Stahl 9,67 88.85 
Segler „ Holz 77,89 45.76 
» .Eisen...... 21.36 18,87 
"„ „ Staall 0.73 35,35 
Es sind vorhanden an Größe: 
2000/3999 t insgesamt 4408 Dampfer 
4000/6999 t » 2115 » 
7000/9999 t » 332 » 
10000tunddarüber» 101 „ 
Schluß. In dem hochentwickelten und weiten 
Betrieb des Weltverkehrs und wirtschaftlichen 
Lebens der Zeit nimmt die Schiffahrt den hervor- 
ragendsten Anteil. Sie ist das völkerverbindende 
Glied. Sie hat, wie wohl kein anderer Handels- 
zweig, eine internationale und nationale Bedeutung 
und einen besonders hohen wirtschaftlichen Wert. 
Dem Erwerbsleben werden durch sie ganz neue 
Bahnen und Absatzgebiete eröffnet. Eisen= und 
Metallgewerbe, Maschinen-, Holz= und Kohlen- 
industrie, die mit dem Schiffbau zusammen- 
hängenden Erwerbszweige, die Landwirtschaft 
(durch die Verproviantierung), Textil-, Tischler- 
und Tapeziergewerbe, Konserven und Delikatessen, 
Schiffahrt. 
  
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Bier= und Weinvertrieb werden durch sie mächtig 
gefördert. Sie ist sozusagen die ständige schwim- 
mende Ausstellung des Gewerbefleißes ihres Vol- 
kes und trägt bei zur Verstärkung des Ansehens 
und Einflusses ihrer Nation. Ein nicht unbeträcht- 
licher Teil der Bevölkerung findet bei ihr nutz- 
bringenden Erwerb. Aus ihren Reihen stellt sie 
einen tüchtigen Ersatz für die Wehrkraft ihres 
Landes, für die Kriegsflotte. Im besondern besitzt 
Deutschland in seiner leistungsfähigen, vorzüglich 
geführten und stets bereiten Handelsflotte an Hilfs- 
kreuzern, Kohlen= und Transportschiffen ein Ma- 
terial, das keine andere Nation in gleicher Güte 
aufweisen kann. Die ungemein schnelle, weit= und 
umsichtige Ausführung der Transporte nach China 
und Südwestafrika bei den letzten politischen Unter- 
nehmungen haben dies bestätigt. Die Stärkung 
der Entwicklung der einheimischen Schiffahrt be- 
deutet somit die Stärkung der nationalen Wohl- 
fahrt und Wehrkraft. 
Literatur. Stenzel, Seekriegsgeschichte (2 Tle, 
1907/09; der 2. TI von H. Kirchhoff); Mahan, 
Einfluß der Seemacht auf die Geschichte (2 Bde, 
1896/98; englisch 3 Bde, Wash. 1890/92; reicht 
bis 1812); Breufing, Nautik der Alten (1886); 
E. Gelcich, Entwicklungsgesch der S. (1883); 
Max Peters, Die Entwicklung der deutschen Ree- 
derei (2 Bde, 1899/1905); Knitschky-Rudorff, Die 
Seegesetzgebung (Sammlung Guttentag, 1908; 
Anhang 1909); Dix, Deutschland auf den Hoch- 
straßen des Weltwirtschaftsverkehrs (1901); Rühl- 
mann, Beiträge zur Gesch., Kultur u. Technik der 
S. (21891/1903, 5. Bd der Allg. Maschinenlehre); 
Schmoller u. a., Handels- u. Machtpolitik (2 Bde, 
1901); W. Scholz, Die Stellung der Segelschiff- 
fahrt zur Weltwirtschaft u. Technik (1910); Jos. 
Neumann, Die deutsche Schiffbauindustrie (1910); 
Ratzel, Das Meer als Quelle der Völkergröße 
(1900); Fitger, Die wirtschaftl. u. techn. Entwick- 
lung der Seeschiffahrt (1901); v. Halle, Volks= u. 
Seewirtschaft (2 Bde, 1902); die Kommentare zur 
Unfall-, Invaliden= und Krankenversicherung von 
Graef, Piloty, Hoffmann, Woedcke; der Kommentar 
zur Gewerbeordnung von Berger-Wilhelmy; der 
Kommentar zum Handelsgesetzbuch von Litthauer- 
Mosse; Die Entwicklung der deutschen Seeinter- 
essen, hrsg. vom Reichs-Marineamt; Schroedter, 
Die englische Handelsschiffahrt (1906); Gentsch, 
Sicherheits= u. Rettungswesen auf See (1897); 
Thieß, Deutsche S. u. S.spolitik der Gegenwart 
(1907); G. Wislicenus, Deutschlands Seemacht 
sonst u. jetzt (21909); Handbuch für die deutsche 
Handelsmarine, hrsg. vom Reichsamt des Innern; 
Statistisches Jahrbuch für das Deutsche Reich; 
Chr. Grotewold, Die deutsche Hochseefischerei in der 
Nordsee (1908); Dittmer, Die deutsche Hochsee-, 
See= u. Küstenfischerei (1902); ders., Deutscher 
Seefischerei-Almanach 1907; Berichte der See- 
berufsgenossenschaft, der Handelskammern in Bre- 
men u. Hamburg, der Fischereidirektion; Nach- 
richten für Seefahrer, hrsg. vom Reichs-Marine= 
amt; Nauticus (Jahrbuch, seit 1899); Marine= 
Rundschau (Zeitschrift, 1900 ff); Annalen der 
Hydrographie u. Maritimen Meteorologie (1909 
u. 1910), hrsg. von der Deutschen Seewarte; Der 
Pilote, N. F., Beiträge zur Küstenkunde (1909),
	        
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