Full text: Staatslexikon. Vierter Band: Patentrecht bis Staatsprüfungen. (4)

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für die Kantone vom Bund eine Entschädigung 
erhalten. Der gesamte Militärunterricht ist Sache 
des Bundes, der auchedie Militärpersonen gegen 
die wirtschaftlichen Folgen von Krankheiten und 
Unfällen versichert. Angehörige von Wehrmännern, 
die durch deren Militärdienst in Not geraten, 
werden ausreichend unterstützt (die Auslagen be- 
zahlt der Bund zu ¾, der Kanton zu ¼). An 
der Spitze der Armee steht in Kriegszeit ein Ge- 
neral, im Frieden der Chef des eidgenössischen 
Militärdepartements. Jeder Schweizer ist vom 
20. bis 48. Jahr wehrpflichtig, und im Fall der 
Dienstuntauglichkeit zur Bezahlung eines Ersatzes 
pflichtig (vom 20. bis 40. Jahr). Das Heer 
besteht aus Auszug (Wehrmänner des 20./32. 
Altersjahrs), Landwehr (33./40. Jahr) und Land- 
sturm (41./48. Jahr). Hauptleute dienen im Aus- 
zug bis zum zurückgelegten 38., in der Landwehr 
bis zum 44., im Landsturm bis zum zurückgelegten 
52. Altersjahr. Abgesehen von dem militärischen 
Vorunterricht für noch nicht dienstpflichtige Jüng- 
linge findet die militärische Ausbildung statt in 
den Rekrutenschulen (Infanterie und Genie 65, 
Kavallerie 90, Artillerie und Festungstruppen 75, 
Sanitäts-, Veterinär-, Verpflegungs= und Train- 
truppen 60 Tage) und in jährlichen Wieder- 
holungskursen (in der Dauer von 11, bei der Ar- 
tillerie und den Festungstruppen von 14 Tagen); 
die Wiederholungskurse der Landwehrmänner fin- 
den alle 4 Jahre während 11 Tagen statt. Am 
Gotthardpaß und bei St Maurice (Wallis) sind 
umfassende Festungsanlagen erstellt worden. — 
Militärisch ist die Schweiz in 8 Divisionkreise 
eingeteilt. Heereseinheiten sind: Division, Armee- 
korps (2 Divisionen nebst allfälligen weiteren 
Truppenkörpern) und Festungsbesatzung mit fol- 
genden Gliederungen: Infanterie (aus 3/6 Kom- 
pagnien das Bataillon, aus 2/4 Bataillonen 
das Regiment, aus 2/3 Regimentern die Bri- 
gade), Kavallerie (aus 2/3 Dragonerschwadronen 
das Regiment, aus 2/3 Regimentern und einer 
reitenden Mitrailleurkompagnie die Brigade), Ar- 
tillerie (aus 2/4 Batterien der Feld-, Gebirgs- 
oder Fußartillerie die Abteilung, aus 2/3 Ab- 
teilungen das Regiment und aus 4/6 Park- 
kompagnien und den erforderlichen Trains der 
mobile Park, aus 2/4 Parkkompagnien der De- 
potpark), Genie (aus 2/4 Kompagnien und den 
erforderlichen Trains das Bataillon), Festungs- 
truppe (aus 2/6 Kompagnien der Festungstruppen 
die Festungsartillerieabteilung), Sanitätstruppe 
(aus 3/6 Ambulanzen und den erforderlichen 
Trains das Lazarett) und Verpflegungstruppe 
(aus mehreren Verpflegungskompagnien und den 
erforderlichen Trains die Verpflegungsabteilung). 
Dazu kommen noch die verschiedenen Dienstzweige. 
Die Bewaffnung der Füsiliere und Schützen bildet 
das Schmidtgewehr, Kaliber 7,5 mm mit festem 
Magazin für 12 Patronen. Die Heeresstärke be- 
trug 1909: Auszug 138 758, Landwehr 68 228, 
Landsturm 127121 Mann. 
Schweiz. 
  
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Literatur. J. v. Müller, Geschichten schweizer. 
Eidgenossenschaft, fortgesetzt von Glutz, Hottinger, 
Vulliemin u. Monnard (13 Bde, 1800/51, am 
vollständigsten, aber teilweise veraltet); K. Dänd- 
liker, Gesch. der Schweiz (3 Bde, 1900, berück- 
sichtigt die Kulturgesch.); I. Dierauer, Gesch, der 
schweiz. Eidgenossenschaft (3 Bde, 1887/1907, vor- 
zügliches Werk, aber mit Ausschluß der Kulturgesch., 
bis 1648 reichend); J. Hürbin, Handbuch der 
Schweizergesch. (2 Bde, 1900/08, kath. Standpunkt, 
gute Literaturangaben, bis zur Gegenwart fortge- 
führt, aber im 19. Jahrh. nur noch ganz summa- 
risch); Wilh. Ochsli, Gesch der S. im 19. Jahrh. 
(1I. Bd 1903; umfaßt die Zeit 1798/1813, vom 
prot.-radikalen Standpunkt, aber wissenschaftlich); 
P. Seippel, Die S. im 19. Jahrh. (3 Bde, 1898 
bis 1900, deutsch u. franz., reiche Behandlung der 
Kulturgesch., die einzelnen Abschnitte von besondern 
Autoren bearbeitet). Atlas: J. C. Vögel in G. 
Meyer v. Knonau, G. v. Whß u. G. Meyer v. Kno- 
nau Sohn, Histor.-geograph. Atlas der S. in 15 
Blätter. Neue Ausgabe (1870). Knapp u. Borel u. 
Attinger, Geograph. Lexikon der S. (6 Bde, 1901 
bis 1909, bietet zugleich eine allseitige übersicht 
über die Natur, Kultur, Gesch., Volkswirtschaft u. 
Institutionen des Landes, deulsche u. französ. Aus- 
gabe). 
J. J. Blumer, Staats= u. Rechtsgesch. der schweiz. 
Demokratien (2 Tle in 3 Bdn, 1850/59); J. C. 
Bluntschli, Gesch. des schweiz. Bundesrechts (2 1875, 
französ. Ausgabe 1877); Simon Kaiser u. Joh. 
Strickler, Gesch. u. Texte der neuen Bundesverf. 
der schweiz. Eidgenossenschaft von der helvet. Staats- 
umwälzung bis zur Gegenwart (1901); Theod. 
Curti, Gesch. der schweiz. Volksgesetzgebung (21885); 
ders., Die schweiz. Volksrechte (1900); J. Schollen- 
berger, Die schweiz. Eidgenossenschaft von 1874 bis 
auf die Gegenwart (1910). 
IJ. J. Blumer, Handbuch des schweiz. Bundes- 
staatsrechts (2 Bde, 186 3/64; 1. Bd 1891 von J. 
Morel, 2. Bd in 2 Abteil. 21880/87 von dems.); 
J. Dubs, Das öffentl. Recht der schweiz. Eidge- 
nossenschaft (2 Tle, 1877); Al. v. Orelli, Das 
Staatsrecht der schweiz. Eidgenossenschaft (1885); 
L. R. v. Salis, Schweiz. Bundesrecht. Staatsrechtl. 
u. verwaltungsrechtl. Praxis des Bundesrats u. der 
Bundesversammlung seit dem 29. Mai 1874 (5 Bde, 
21903); J. Schollenberger, Grundriß des Staats- 
u. Verwaltungsrechts der schweiz. Kantone (3 Bde, 
1898/1900); ders., Das Bundesstaatsrecht der S., 
Gesch. u. System (1902); ders., Bundesverf. der 
schweiz. Eidgenossenschaft, Kommentar mit Einl. 
(1905); ders., Das schweiz. öffentl. Recht (1909); 
W. Burckhardt, Kommentar der schweiz. Bundes- 
verf. (1905). Zeitschrift für schweiz. Recht (1852 ff; 
enthält Abhandlungen, Rechtsquellen, Übersicht 
über Gesetzgebung u. Gerichtsentscheide); C. Hilty, 
Politisches Jahrbuch der schweiz. Eidgenossenschaft 
(1885 ff; Abhandlungen u. politische Jahresüber= 
sicht); Reichesberg, Handwörterbuch der schweiz. 
Volkswirtschaft, Sozialpolitik u. Verwaltung 
(3 Bde, 1902/10). 
C. Gareis u. Ph. Zorn, Staat u. Kirche in der 
S. (2 Bde, 1877/78, zum Teil überholt, in radi- 
kaler u. altkath. Tendenz); A. Büchi, Die kath. 
Kirche der S. (1902); U. Lampert, Die kantonalen 
Kultusbudgets u. der Anteil der verschiedenen Kon- 
fessionen an denselben vom rechtl. u. rechtshistor.
	        
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