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darum hat er auch den angebornen moralischen
Sinn im Gegensatz zu seinem Lehrer Hutcheson
verworfen. Vor allem aber erblicken wir in Smith
ein Muster psychologischer Erklärung der sittlichen
Erscheinungen, so daß heute noch die Theorie
der sittlichen Empfindungen in ihren meisten Tei-
len eine genußreiche Lektüre für jeden Gebildeten
bietet.
4. Nationalökonomie. Adam Smiths
volkswirtschaftswissenschaftliche Leistungen gipfeln
in seinem Wealth of Nations, das seine An-
schauungen am vollständigsten und systematischsten
wiedergibt; und wir werden, obwohl er auch an
andern Stellen nationalökonomische Beobachtungen
niedergelegt hat, am zuverlässigsten uns mit seinen
bezüglichen Ideen vertraut machen, wenn wir uns
im allgemeinen an dieses sein wirtschaftswissen-
schaftliches Hauptwerk halten. Für Smith ist das,
was wir heute Nationalökonomie nennen, auch nur
ein Teil der Moralphilosophie, wie er sie in Glas-
gow zu dozieren hatte, und zwar nach der eben er-
wähnten Einteilung (1. natürliche Theologie,
2. Ethik, 3. Naturrecht, 4. Politik) als Unter-
abteilung der Politik. Diese letztere hat nach
Smith im Gegensatz zum Naturrecht, das die
Grundsätze der Gerechtigkeit festlegen soll, sich mit
dem zu beschäftigen, was die Zweckmäßigkeit zum
Gedeihen der im Staat organisierten Gesellschaft
fordert. In seiner „Untersuchung über das Wesen
und die Ursachen des Wohlstands der Nationen“
behandelt nun Smith auch nur einen Teil der so
gefaßten allgemeinen Staatslehre, nämlich die
Wirtschaftspolitik; dieser aber gibt er wieder eine
breitere Grundlage, indem er ihr eine Theorie der
ökonomischen Vorgänge überhaupt vorausschickt,
und so schuf er in dieser Erweiterung die neue
Wissenschaft der Nationalökonomie. Nicht, als ob
er nicht auch da Vorgänger gehabt hätte — die
Entwicklungslinie führt etwa über Hugo Grotius,
Pufendorf, Christian Wolf-Petty, Locke, Hume-
Justi, James Steuart, die Physiokraten —, aber
Smith war es doch, der der Wirtschaftswissen-
schaft zuerst ein klar umrissenes, einheitliches Ob-
jekt zugrunde gelegt hat. Der „Wohlstand der
Nationen“ zerfällt in fünf Bücher: das erste han-
delt von den Elementen der Gütererzeugung, Ar-
beit, Kapital und Boden, von Wert und Preis,
den Arten und der Verteilung des Einkommens;
das zweite enthält die Lehre von der Produktion,
vom Kapital, seinen Arten und verschiedenen An-
lagen, der produktiven und unproduktiven Arbeit;
das dritte geht ein auf den Unterschied zwischen der
(landwirtschaftlichen) Rohproduktion und der In-
dustrie und sucht hauptsächlich historisch zu er-
klären, wie trotz der größeren Produktivität der
Landwirtschaft der tatsächliche Verlauf ein un-
gleicher gewesen; das vierte befaßt sich mit den
Systemen der politischen Okonomie und der Han-
delspolitik; das fünfte endlich bringt das, was
wir heute Finanzwissenschaft nennen, handelt also
im Gegensatz zu den ersten vier Büchern, die sich
Smith.
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mit dem Volksvermögen und Volkseinkommen be-
schäftigen, vom Einkommen des Staats.
„Die Jahresarbeit eines jeden Volks“, so be-
ginnt die Einleitung, „ist der Fonds, der es mit
allen zum Leben notwendigen und allen wünschens-
werten Gegenständen versieht, die es im Lauf des
Jahrs verbraucht, und die immer teils in dem
eignen Arbeitsprodukt bestehen, teils in dem, was
dafür von andern Völkern gekauft wird. Die
Arbeit ist der einzige wirkliche und letzte Maßstab
zur Abschätzung und Vergleichung des Werts aller
Güter zu jeder Zeit und an jedem Ort."“ Damit
sind von vornherein die älteren Wirtschaftstheorien
zurückgewiesen, sowohl die des Merkantilismus, der
in der Anhäufung von Gold und Silber im Land,
in einer günstigen Handelsbilanz den Grund des
Nationalwohlstands erblickte, als auch die der
Physiokraten, welche im Grund und Boden unter
Verachtung der Manufakturarbeit die Hauptquelle
des Volksreichtums sahen. Ihm ist die Arbeit
nicht nur das Maß, sondern auch die Quelle alles
Reichtums. Diese Güter erzeugende Arbeit aber
ist um so umfangreicher, je größer einerseits das
Kapital und anderseits die Zahl der in produktiver
Arbeit Beschäftigten im Verhältnis zur Zahl der
unproduktiven Personen ist. Die Produktivität
der Arbeit wird vor allem gesteigert durch die Ar-
beitsteilung als die wirksamste und zweckmäßigste
Kombination der durch volle Freiheit auf sich ge-
stellten Arbeitskräfte. Die stets weiter durchge-
führte Arbeitsteilung aber führt notwendig zur
Anwendung des Gelds als Tauschmittel, also zum
Kauf; durch die allgemeine Reglung des im Kauf
vollzogenen Gütertausches werden die Güter zu
Waren und erhalten neben ihrem eigentlichen na-
türlichen Wert, dem Gebrauchswert, noch einen
zweiten, den Tauschwert. Auch der Wert der Er-
zeugnisse, der im Preis zum Ausdruck kommt, ist
neben ihrer Menge von Bedeutung für den Reich-
tum eines Landes. Es handelt sich nun darum,
die Gesetze zu ermitteln, nach denen sich der Tausch-
wert, der Marktpreis bildet, und zwar ist dafür
zu untersuchen: 1) woran der Tauschwert gemessen
wird, und worin der wirkliche Preis der Waren
besteht, 2) aus welchen Teilen er sich zusammensetzt,
und 3) welche Umstände manchmal einen dieser
Teile des Preises oder alle über das natürliche
Maf erhöhen oder unter dieses herabdrücken, mit
andern Worten, wie es kommt, daß der Markt-
preis nicht immer mit dem natürlichen Preis über-
einstimmt. Der wirkliche Preis, erklärt Smith,
wird an der Arbeit gemessen; da nach eingetretener
Arbeitsteilung der einzelne nur die wenigsten zum
Leben notwendigen, geziemenden und angenehmen
Dinge selbst herstellt, so ist ein jeder reich oder
arm in dem Maß, als er über anderer Leute Ar-
beit verfügen oder sie kaufen kann. Der Wert eines
Erzeugnisses, das man nicht selbst verbrauchen
will, bemißt sich nach der Menge fremder Arbeit,
die man damit kaufen kann; Arbeit, d. h. gesell-
schaftlich notwendige Arbeit ist daher das wirkliche