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fantin mit 40 Anhängern, worunter sich auch
Michel Chevalier befand, auf einer ihm gehörigen
Besitzung bei Paris eine kommunistische Wirtschaft
phantastischer Art mit einer neuen, von Enfantin
gepredigten Religion. Die Mitglieder der Gemein-
schaft waren behufs der Arbeit in Gruppen verteilt.
Man teilte seine Zeit zwischen körperlicher Arbeits-
leistung, der Anhörung philosophisch-religiöser
Vorträge und der Vornahme gewisser Zeremonien.
Enfantin stand der Genossenschaft unter dem
Titel „Vater“ als Gesetzgeber und Leiter vor.
Allein auch dieses Unternehmen sollte nicht von
Dauer sein. Es ist fast bedauerlich, daß die
Behörden des Juli-Königtums auf Grund der
bestehenden Gesetze gegen die Genossenschaft als
gegen illegale vorgehen und wegen Verletzung der
Sittlichkeit einschreiten mußten. Es wäre jeden-
falls ein lehrreiches Beispiel gewesen, wenn man
damit so lang gewartet hätte, bis sich die Ge-
nossen in die Haare geraten wären. Sie hatten
nicht Zeit dazu. Sie waren nur von Mai bis
August beisammen, da die Verurteilung ihres
„Vaters“ zu einem Jahr Gefängnis sie ausein-
ander trieb. Ebensowenig wie dieser verunglückte
Versuch haben Enfantins Werke, unter denen seine
zconomie politique et Politique Saint-Simo-
nienne (Par. 1831) und seine Morale (ebd. 1832)
erwähnt seien, eine praktische Wirkung gehabt.
In vielen Punkten mit den St-Simonisten
verwandt, aber von dem mystisch-phantastischen
Ideenkram und dem Aufputz Enfantins und der
Neigung, seine Anschauungen mittels der staat-
lichen Abschaffung des Eigentums und des Erb-
rechts zur Ausführung bringen zu wollen, ent-
fernt, ist Charles Fourier, der sein System in
verschiedenen Werken, von denen La théorie des
duatre mouvements et des destinées géné-
rales (Par. 1808) und Traité de l’association
domestique-agricole (2 Bde, Besangon 1822)
zu nennen sind, niedergelegt hat. Fourier wollte
die menschliche Gesellschaft nach den Gesetzen der
attraction passionnée einrichten, d. h. jedem in
der Organisation der menschlichen Arbeit und der
Verteilung der Genüsse den Platz anweisen, den
er seinen Neigungen nach einnehmen möchte. Er
betrachtete den Genuß als das Naturgemäße. Von
Gott ist bei Fourier viel die Rede, aber in sehr
verworrener Weise, so daß man zweifelt, ob dieser
Gott vom Universum verschieden ist. Gott offen-
bart sich in uns durch die angebornen Triebe, und
deshalb sind diese alle gut, keiner ist unnütz und
schlecht. Von einer Beherrschung der Leidenschaften
wollte er deshalb auch nichts wissen. Die unselige
Lehre J.-J. Rousseaus, des Popularisators der
plattesten, unwissenschaftlichsten Humanitätsphrase,
daß der Mensch von Natur gut und vollkommen
sei, klingt auch in dem Lehrgebäude Fouriers wider.
Er weiß nichts von Mißbrauch der Willensfreiheit
und von Erbsünde. Die Leidenschaften sind ihm
etwas von Gott in die menschliche Natur Gelegtes.
Darum freie Bahn für ihre Belätigung!
Staatslexikon. IV. 3. u. 4. Aufl.
Sozialismus.
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Es handelte sich also für Fourier und seine An-
hänger nur darum, eine Organisation zu schaffen,
welche einem jeden das Leben und Arbeiten nach
seinen Neigungen und Trieben gewährleisten würde.
Um diese Organisation systematisch zu begründen,
entwarf er eine Art von psychologischem System.
Er behauptete nämlich, daß durch die wohlorgani-
sierte Arbeit der menschlichen Seele in verschiedener
Hinsicht Befriedigung gewährt werde. Sie be-
friedige nicht minder die Triebe des Luxus — denn
aus ihr entspringen die Sachgüter — als diejenigen
des Verkehrs und Austausches mit den Menschen,
indem sie die in den verschiedenen Arbeitszweigen
Beschäftigten zusammenführe und dadurch kame-
radschaftliche, Freundschafts= und Familien-Be-
ziehungen unter den Menschen begründe. Endlich
aber gewähre die Arbeit auch den von Fourier
sog. Serientrieben Befriedigung. Er unterscheidet
deren verschiedene: die cabaliste, welche sich
auf die Betätigung des Wetteifers in nützlicher
Tätigkeit unter den Menschen richtet, die papil-
lonne, welche abwechselnde Beschäftigung an-
strebt, usw. Auf Grund dieses Raisonnements will
er nun den Menschen die Möglichkeit verschaffen,
sich in den verschiedenen Arbeitszweigen nach
ihrem Belieben zu beschäftigen und nutzbar zu
machen. Wer gern den Acker baut, wird in der
entsprechenden Arbeiterschar der Arbeitsgenossen-
schaft des Phalanstre verwendet. Wer sich gern
bei Bauarbeiten beschäftigen läßt, findet stets die
Maurerkelle bereit. Wird ihm diese Verrichtung
lästig, und möchte er lieber Tischlerarbeit tun, so
steht ihm der Hobel zur Verfügung, den ihm ein
poetisch gestimmter Möbelarbeiter, der lieber im
Freien die Natur betrachtet und Blumen zu be-
gießen vorzieht, freundlich überreicht. Unter-
nehmende Jünglinge lassen sich als Matrosen ver-
wenden. Wenn sie ein Stück Erde gesehen haben
und von Amors Pfeil getroffen werden, kehren sie
dem Meer den Rücken, um sich als Milchmeier
nützlich zu machen. Natürlich werden überall so
viele auf stetige Beschäftigung gerichtete Arbeiter
vorhanden sein, daß sich in jeder Arbeitsbranche
die genügende Anzahl hinreichend fertiger und
ausgebildeter Individuen findet, um der Schar
der den Wechsel liebenden Persönlichkeiten wenig-
stens die nötigsten Handgriffe in den neu er-
griffenen Beschäftigungszweigen beibringen zu
können.
Auf die mit Recht viel gerühmten Vorteile, die
infolge der Arbeitsteilung in den verschiedenen Pro-
duktionszweigen errungen werden, wird in Fouriers
Gesellschafts= und Wirtschaftsordnung allerdings
verzichtet werden müssen. So gute, zartfühlende,
ätherische Wesen, wie sie diese Organisationsform
und überhaupt jede Art der sozialistischen Pro-
duktionsform voraussetzt, werden sich allerdings
aus lauter Menschenliebe mit Hausbrot, Milch-
suppe und Birnen begnügen und sich gern in sack-
artige Gewänder hüllen. Der wahre Menschen-
freund sieht ja auf das Herz und nicht auf den
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