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nehmen, in welchem ein in sich gleich großes, aber
mehr als „konstantes“ (für Maschinen usw.) ver-
wendetes Kapital sich vorfindet. Dem widerstritt
die Tatsache, daß Kapitalien von gleicher Größe
den gleichen Profit abwerfen ohne Rücksicht auf
ihre organische Zusammensetzung. Die (von Engels)
in Aussicht gestellte, aber mehr und mehr hinaus-
geschobene Lösung der Schwierigkeit bestand schließ-
lich in der tatsächlichen Preisgabe der Marxschen
Werttheorie und in dem Rückzug auf eine ganz
gewöhnliche Produktionskostentheorie. Heute wird
die Werttheorie in der Marxistischen Formulierung
von vielen Parteigenossen der Sozialdemokratie
ausdrücklich als wissenschaftlich unhaltbar auf-
gegeben. Bernstein und seine Anhänger, die sog.
Revisionisten, gestehen offen und unumwunden
ein, daß die politische und ökonomische Lage der
Arbeiter sich in den letzten Zeiten sehr gehoben
habe — der „naturnotwendigen“ Verelendung
zum Trotz.
Ebensowenig entspricht die sog. Akkumula-
tions= und Konzentrationstheorie der
Wirklichkeit. Wenn auf Marxistischer Seite be-
hauptet wurde, die maschinelle Überlegenheit des
Großbetriebs führe unabweisbar zur Vernichtung
des mittleren und kleinen Betriebs, und innerhalb
der unter sich konkurrierenden Kapitalisten siege
unbedingt das größere Kapital, so handelt es sich
dabei um eine ganz einseitige Ubertreibung gewisser
tatsächlich auf industriellem und merkantilem Ge-
biet in die Erscheinung tretenden Tendenzen, die
niemals zur vollen Auswirkung gelangen, zum
Teil wieder abgelenkt werden und keineswegs als
Vorbereitung einer umfassenden Vergesellschaftung
der Produktionsmittel gelten können. Für die
Landwirtschaft zunächst besteht überhaupt kein
Akkumulationsgesetz. Hier wächst die Konkurrenz=
fähigkeit durchaus nicht mit der Größe des Be-
triebs. Im Gegenteil fordert eine erfolgreiche
Bebauung des Bodens die individuelle Behand-
lung des einzelnen Ackers, und von einer guten
Viehpflege kann nur da die Rede sein, wo die
Zahl der Stücke sich in mäßigen Grenzen hält.
Aber selbst auf gewerblichem, industriellem Gebiet
findet die Akkumulationstendenz schon jetzt gewisse
Schranken und Korrekturen. Wir sehen da Groß-,
Mittel= und Kleinbetriebe nebeneinander bestehen.
Das Gesamtbild ändert sich kaum, wenn auch
einzelne Betriebsklassen aussterben. Daß aber das
Gesamtbild das gleiche bleibe, erklärt sich aus der
wachsenden Differenzierung, Anpassungsfähigkeit
und Beweglichkeit der gewerblichen Welt. Als
Marrxistische Schimäre weist darum Bernstein —
einst selbst Marxist — die Lehre von der „natur-
notwendig“ sich vollziehenden Konzentration des
Kapitals zurück.
Gegen die Annahme periodischer (etwa alle zehn
Jahre sich wiederholender) Krisen („Krisen=
theorie“) spricht zunächst die ihr als Voraus-
setzung dienende, aber als irrig erwiesene Behaup-
tung einer fortschreitenden Verminderung der
Sozialismus.
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Konsumtionsfähigkeit der Arbeitermassen. Über-
dies kann man Bernstein beipflichten, wenn er
sagt, der Kreis der Industrien und ihrer Märkte
sei heute zu groß, um an allen Punkten gleich-
zeitig und mit gleicher Schwere getroffen werden
zu können. Aber mag immerhin eine derartige
universale Krisis, die den Übergang in die sozia-
listische Gesellschaftsordnung einleiten könnte, nicht
zu erwarten sein, so bleiben die — freilich nicht
in der prophezeiten Regelmäßigkeit sich wieder-
holenden — Krisen ein bedenkliches Krankheits-
symptom innerhalb der gegenwärtigen Ordnung
der Dinge. Dieselben auf das Privateigentum
an den Produktionsmitteln zurückführen wollen
ist eine rein willkürliche petitio principii. Die
Schuld liegt nicht am Eigentum, sondern an den
Eigentümern oder an gesellschaftlichen Verhält-
nissen und Einrichtungen, die auf dem Weg der
Reform, ohne Beseitigung der Eigentumsinsti-
tution, einer Verbesserung fähig sind. Die An-
archie der Produktion ist eben kein „naturnotwen-
diger“ Zustand. Sie überwinden wollen durch
die Tyrannei des sozialistischen Zukunftsstaats
wäre ein ebenso aussichtsloses Unternehmen, wie
es töricht ist, heute das Heil bloß in einer maß-
losen Entwicklung der Produktivkräfte und in der.
forcierten Ausdehnung des äußern Markts ohne
Rücksicht auf Dauer und Sicherheit des Absatzes
nach außen und die innere Konsumtionsfähigkeit
des eignen Landes zu suchen.
Hat die Akkumulation des Kapitals auf der einen
Seite, das Elend der Arbeiterschaft auf der andern
Seite den Höhepunkt erreicht — so behaupten die
Sozialisten weiter —, dann bricht die bürgerliche
Gesellschaft zusammen, das Proletariat ergreift
die politische Gewalt (proletarische Diktatur) und
verwandelt die den Händen der Kapitalisten ent-
gleitenden Produktionsmittel in gesellschaftliches
Eigentum. Ja, wenn das sich so leicht arrangieren
ließe, wie man die rote Schärpe umhängt! In
dem ersten Wirrwarr schon ginge der Zukunfts-
staat elendiglich zugrunde, weil keine menschliche
Zentralgewalt der Aufgabe einer solchen Neu-
ordnung unübersehbar komplizierter Verhältnisse
gewachsen wäre. Mit Recht bezeichnet Bern-
stein die ganze „Zusammenbruchstheorie“ als
utopistisch, die Idee von einem totalen Zusammen-
bruch des kapitalistischen Systems vermöge seiner
eignen Widersprüche als „durchaus nebelhaft".
Ihm gilt als nächste Aufgabe die Sicherung
immer besserer Existenzbedingungen für die Ar-
beiterklasse durch Erringung eines wachsenden
Einflusses auf die Gesetzgebung und das ganze
öffentliche Leben. Das ist die „Bewegung“, die
Bernstein mehr wert ist als das kommunistische
Ziel. Wenn aber Bernstein „die allseitige Durch--
führung der Genossenschaftlichkeit“ als das Ge-
sellschaftsprinzip der Zukunft erklärt, wenn er und
sein Anhang, gebildet aus den „Intelligenzen“
der sozialdemokratischen Partei, eine mehr refor-
merische Richtung vertritt, so betrachtet er doch