in Schlagworten zu antworten. Ich werde Sie schon verstehen: Kriegs-
lage, Friedensaussichten, Dauermöglichkeit unseres Aushaltens, Am-
fang der Gärung und der möglichen Anruhen; persönliche Stellung des
Kanzlers und Ludendorffs zu der Realisierung der Osterbotschaft.
„Ich verlange viel, ich weiß es, es steht Ihnen aber vollkommen frei,
mir einfach zu sagen, daß ich hier nichts tun kann oder sollte, wenn Sie
meinen, daß mein Weg falsch ist oder die Lage meine Mitwirkung aus-
schließt.
„Mit einem sehr freundlichen Gruß bin ich stets Ihr sehr ergebener
Max, Prinz von Baden.“
Mein Brief fiel auf fruchtbaren Boden. Die Antwort, die ich erhielt,
ermutigte mich, nach Berlin zu reisen. Ich wußte damals noch nicht, daß
die von mir empfohlenen Maßnahmen tastend und zögernd erscheinen muß-
ten gegenüber der Reform, die Haeften seit Wochen betrieb. Er hielt längst
den Zeitpunkt für vorüber, an dem noch von dem gleichen, allgemeinen und
geheimen Wahlrecht etwas abgehandelt werden könnte. Haeften leiteten
keine parteipolitischen Erwägungen. Er kannte nur das Ziel: die deutsche
Widerstandskraft zu stärken, die feindliche zu schwächen. Die Fortschritte
im Innern forderte er im Interesse der Kriegführung.
Anfang Juli war ein Manifest von zehn bedeutenden Gelehrten, meist
konservativ gerichteten Männern, in der resse erschienen, das die Ein-
führung des allgemeinen, gleichen, geheimen und direkten Wahlrechts für ein
Gebot der Stunde erklärte. Der „Vorwärts“ sprach von der Kundgebung
der „zehn Aufrechten“. Hans Delbrück war der Verfasser.
Im lecßzten Augenblick wäre beinahe die ganze Aktion gescheitert, weil
mehrere der Unterzeichner Gewissensbedenken bekamen, ob nicht die
Oberste Heeresleitung sich durch diese öffentliche Forderung peinlich be-
rührt fühlen könnte. Da war es Haeften, der auf eigene Verantwortung,
ohne vorherige Rückfrage bei seinem Chef, den Herren die Garantie der
Resonanz im Hauptgquartier vermittelte.
Tatsächlich ging er noch weiter in dem, was er für geboten bielt; die
Wahlreform schien ihm notwendig, aber nicht hinreichend. Am die Kriegs-
kraft des deutschen Volkes zu ihrem letzten Einsatz zu bringen, sab er nur
den Weg, die Volksvertretung an der Verantwortung zu beteiligen.
Am 8. Juni hatte Haeften seinem Chef einen sehr ernsten Vortrag
gehalten:
Ein neuer Kriegswinter nach der großen Enttäuschung werde kaum
durchzuhalten sein — das sage jeder, der den Kohlrübenwinter erlebt hat.
Dann sprach er von der Notwendigkeit, einen Verständigungsfrieden zu
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